„Es braucht eine abgespeckte Version“: Planungen für Musikerhaus am Güterbahnhof laufen Bauen & Wohnen | 23.02.2019 | Till Neumann

Das Rathaus Freiburg lässt die Möglichkeiten für den Bau eines Musikerhauses prüfen. Es soll Bands Platz zum Proben geben, einen Veranstaltungssaal bieten und Räume für den Bürgerverein Brühl-Beurbarung schaffen. Außerdem soll es einen Bolzplatz in luftiger Höhe geben.

Die Erwartungen sind hoch ans geplante Musikerhaus. Vor allem in Musikerkreisen. Seit einigen Monaten pocht die Freiburger Musikerinitiative Multicore auf eine große Lösung. Am Güterbahnhof könnte sie in Kooperation mit dem Rathaus umgesetzt werden. Jedoch mit weniger Musik, als den Initiatoren lieb sein könnte. „Es braucht eine abgespeckte Version, das Musikerhaus muss bezahlbar, machbar sein, sonst hat niemand was davon“, sagt Baubürgermeister Martin Haag.

Ursprünglich hatten die Vertreter von Multicore 40 Proberäume, einen Konzertsaal mit 1000 oder mehr Plätzen sowie ein Café, Studios und eine Künstlerwohnung angedacht. Die Möglichkeiten, das alles umzusetzen, sind aber begrenzt, zeigen Aussagen des Rathauses. In dessen Auftrag prüft ein Freiburger Architekturbüro den Bau eines „Multifunktionsgebäudes“, wie das Büro von Martin Haag informiert. Eine Machbarkeitsstudie werde erstellt.

„Das Grundstück befindet sich im süd-westlichen Bereich des Güterbahnhofareals in der Nähe der Güterbahntrasse und hat eine Größe von rund 1300 Quadratmeter“, heißt es auf chilli-Anfrage. Es ist das Grundstück, das nach Fertigstellung des Anschlusses der Paul-Ehrlich- an die Neunlindenstraße genau westlich davon liegt. Die Nutzungsoptionen sind auf dem Tisch: ein Quartiertreff für bürgerschaftliches Arbeiten, Proberäume für Musikgruppen, ein Bolzplatz, Außenanlagen sowie notwendige Parkplätze.

Bolzplatz soll aufs Dach

Eine Besonderheit könnte der Fußballplatz werden. Er soll auf das Dach des Gebäudes kommen. Eine seltene Variante, die in Karlsruhe bereits realisiert wurde. Auf einem Penny-Markt kann dort seit dem Sommer 2014 gekickt werden. Stangen spannen ein Netz über den Kunstrasen. Jedoch ist das Gebäude dort eingeschossig. In Freiburg würden es deutlich mehr werden.

Der Testentwurf soll „mögliche Konfliktlagen zwischen den jeweiligen Nutzungen aufzeigen“, heißt es. Für die Räumlichkeiten des Quartiertreffs orientiere man sich an einer Einrichtung im Baugebiet Gutleutmatten. Die Mindestgröße für die Bolzplatznutzung beträgt 20 mal 35 Meter. Für die Ausgestaltung der Proberäume habe man sich mit Multicore und Thilo Buchholz, dem Popbeauftragten der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) abgestimmt.

Wie viele Proberäume zur Verfügung stehen können, sei abhängig von der Höhe des Gebäudes. Wie viel Geschosse geplant sind, ist noch offen, so Haags Büro. Die einzelnen Räume sind auf 25 Quadratmeter veranschlagt. Auch ein Lastenaufzug sei vorgesehen, um In-strumente oder Technik transportieren zu können. Aktuell werde die Haustechnik geprüft. Dann sollen die Kosten berechnet werden.

Auch Multicore arbeitet mit einem Architekten. Als größtes Problem hat man die nötigen Parkplätze ausgemacht, sagt Vereinsvorsitzender Franck Mitaine. 50 bis 60 könnten gebraucht werden. Das Team hat um einen runden Tisch mit dem Rathaus gebeten, um die Möglichkeiten auszuloten. „Ich denke, das Musikerhaus ist die Lösung für den Erhalt der lokalen Musikkultur in Freiburg“, sagt Mitaine. Nach der Schließung einiger Locations sieht er sonst schwarz: „Irgendwann haben wir nur noch Jazzhaus und Slow Club. Sie werden nicht die Lücke füllen können.“

Auch der Bürgerverein Brühl-Beurbarung würde den Bau begrüßen. „Das wäre eine Aufwertung für den Stadtteil“, betont Gerald Radziwill. Er würde es begrüßen, wenn Musiker und Bewohner des Viertels dort zusammenkommen. Rund 100 Quadratmeter für das soziale Engagement des Bürgervereins stehen im Raum.

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