Das Speedboat des Intranets: United Planet digitalisiert 5000 Kunden business im Breisgau | 08.06.2019 | Lars Bargmann

United Planets Gebäude

Sie ist eine der erfolgreichen Softwareschmieden im kleinen Freiburg, die mit ihren Lösungen Unternehmen in der großen weiten Welt versorgt: Die United Planet GmbH, geführt von Katrin Beuthner und Manfred Stetz, heimste seit ihrer Gründung vor mehr als 20 Jahren zahlreiche Preise ein.

Zuletzt setzte das Unternehmen knapp zehn Millionen Euro um, beschäftigt 100 Menschen, veranstaltet eigene Kongresse und will international weiter wachsen. Die Zauberformel an der Schnewlinstraße 2 im Business-Xpress heißt Intrexx. Ein Kunstwort. Was sich dahinter verbirgt? Eine Low-Code-Development-Plattform: „Möglichst wenig Programmierarbeit, möglichst viel visuelle Unterstützung“, erklärt Beuthner. Selbst der – programmiertechnisch ahnungsfreie – Autor dieser Zeilen könne damit nach kurzer Einarbeitung eine Applikation entwickeln.

Keep it simple ist das Motto. „Vor drei Jahren wusste ich kaum, was ein Intranet kann, heute programmiere ich die meisten Anwendungen selbst“, sagt etwa Ulrike Berger, die Leiterin der Alexander Bürkle-Akademie. Mit Intrexx könne sie Anregungen sofort selber umsetzen, statt lange auf Dienstleister zu warten: „Das gefällt mir.”

Intrexx ist so etwas wie das Speedboat unter den Intranet-Anbietern. „Wir haben Projekte, die dauern nur ein paar Tage“, sagt Beuthner. Es gebe aber durchaus Unternehmen, die noch mit beiden Beinen in der analogen Welt stehen, bei denen die Digitalisierung erst ganz langsam startet und durchaus auch zu einem größeren Projekt werden kann.

Im Kreis der Global Player

Intrexx bietet auch Social Intranet und mit Intrexx Share auch eine Social Business Plattform, die das Erfolgsprinzip von Facebook nutzbar machen will. Newsfeeds statt E-Mail, schnelle, simple Kommunikation statt Meetings, virtuelle Arbeitsräume statt Konferenztische. Alle Daten sind dabei auf dem geschützten Firmenserver oder wahlweise auch in der Cloud. Intrexx läuft auf Java, ist also provider- und plattformunabhängig. So gibt es auch keine Probleme mit bereits bei den Firmen verwendeten Programmen.

Das Beratungs- und IT-Marktforschungshaus ISG Information Services Group hat beim jüngsten „ISG Provider Lens Germany 2018 – Social Business Services & Solutions“ United Planet bereits zum fünften Mal als „Social Business Leader“ ausgezeichnet. Damit behaupteten die Freiburger ihren Platz als führende Anbieter für Social Enterprise Networking Suites.

Ein Jahr zuvor hatte die „Experton Group/ISG“ United Planet in einer anderen Studie als führender Lösungsanbieter für den Digital Workspace ausgezeichnet. Die noch wertvollere Auszeichnung ist für Beuthner und Stetz aber, dass das größte internationale Marktforschungsinstitut Gartner United Planet in den Quadranten für Horizontale Portale aufgenommen hatte. „Das war schon eine große Ehre, als eines von zwei deutschen Unternehmen (das andere war SAP, d. Red.) dort gelistet zu sein.“ Mit solchen Preisen behauptet sich United Planet im Kreis der Global Player neben Microsoft, IBM oder Salesforce als mittelständischer deutscher Anbieter – made in Freiburg.

Menschen: Katrin Beuthner und Manfred Stetz leiten das Unternehmen, in dem ein kostenloser
Kaffeeautomat für die Belegschaft zu den Selbstverständlichkeiten zählt.

Zu den bekannten Kunden in der Region zählen neben Alexander Bürkle etwa die Zahoransky AG, Hekatron, die Staatliche Vermögens- und Hochbauverwaltung Baden-Württemberg oder auch das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg. „Das Intrexx-Projektmanagement bietet Funktionen, die wir uns früher immer gewünscht haben. Dadurch profitieren wir von deutlichen Arbeitserleichterungen und sind sehr zufrieden“, so Monika Steiert, die das Sachgebiet Projektarbeit leitet.

Auch Böhringer Ingelheim, die Stadtverwaltung Sindelfingen, TUI oder die Frankfurter Sparkasse setzen auf Intrexx. „Die Frankfurter brauchten ein neues Intranet, haben uns angerufen und gefragt, was wir können“, erzählt Beuthner. Offenbar einiges. „Bei vielen Intranetlösungen benötigt man gleich ein hohes Budget und es bleibt dennoch wenig Spielraum für Anpassungen. Mit Intrexx bekommt man ein flexibles Unternehmensportal schneller, günstiger und schöner hin”, so Petra Geisperger, die Gruppenleiterin Interne Kommunikation bei der Sparkasse.

„Wir passen uns eben an den Kunden an und nicht der Kunde an unsere Software“, sagt Stetz. Jeder Kunde soll das machen können, was er will, und nicht, was Intrexx will. Kunden gibt es mittlerweile rund 5000 – quer durch alle möglichen Branchen. Ein Beleg für die enorme Flexibilität von Intrexx.

Stetz und Beuthner wollen das Unternehmen künftig noch internationaler ausrichten. Dabei gibt es schon heute Partner in Frankreich und Finnland, Rumänien und Russland, Italien und Irland, Österreich und Schweiz, Bulgarien und Tschechien, aber auch in den USA oder Australien. Diese Partner durchlaufen einen Ausbildungs- und Zertifizierungsprozess und können dann bei den Kunden vor Ort genauso arbeiten und installieren wie die Freiburger bei ihren Kunden.

Menschen und Maschinen verbinden

Die Kunden kaufen Intrexx entweder einmalig und schließen einen Wartungsvertrag ab, oder nutzen die Mietvariante. Sie entwickeln entweder selber mit den Bausteinen oder lassen entwickeln. Die vielfältige Nutzungslandschaft der Software präsentiert United Planet alle zwei Jahre beim eigens kreierten Digitalisierungskongress „Portal Visions“ im Freiburger Konzerthaus. Zu dem kommen bestehende oder künftige Kunden – das sind dann jeweils rund 400 Köpfe. Die anschließende Party im Freiburger Jazzhaus ist obligatorisch.

Digitalisierung meint nicht nur die Optimierung von Arbeitsabläufen, sondern fordert zum Teil auch tiefgreifende Veränderungen von Geschäftsmodellen – ist aber dafür auch eine Chance für Innovationen, für die der Kongress Denkanstöße und Lösungsansätze bietet. Denn dort plaudern Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen aus dem Nähkästchen, geben in mehr als 30 Vorträgen Einblicke in ihre Digitalisierungs-Projekte, in die Themen Digital Workplace, Social Intranet, B2B-Portale oder auch Industrie 4.0.

Im vergangenen Jahr zeigte Hekatron, wie man als Mittelständler ein „Mindset“ für die Digitale Transformation entwickelt. Die Sick AG präsentierte Industrie 4.0 als Bindeglied zwischen IT und Industrie. Und die Caritas Wien zeigte, wie Digitalisierung die Zusammenarbeit zwischen mehreren tausend Mitarbeitern verbessert.

Industrie 4.0 oder das viel zitierte Internet der Dinge (IoT) sind ebenfalls zentrale Zukunftsthemen. „Mit Intrexx können die Unternehmen Zustände ihrer Maschinen oder Sensoren überwachen und visualisieren, Verschleißteile finden, bestellen und beispielsweise den Einkauf informieren“, erläutert Stetz. United Planet hat sich Industrie 4.0 früh zu eigen gemacht, mit Intrexx Industrial eine eigene, effiziente Lösung für Industrie 4.0-Projekte erarbeitet und wurde schon 2017 als „Industrie 4.0-Leuchtturmprojekt“ von der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut beim Wettbewerb „100 Orte für Industrie 4.0 in Baden-Württemberg“ ausgezeichnet.

Intrexx Industrial ermöglicht auf Basis einer digitalen Vernetzung die Entstehung einer automatisierten Produktion. „Die Software verbindet Menschen, Maschinen und Produkte miteinander, sodass vielfältige Synergien entstehen“, erklärt Stetz.

Sie ermöglicht, zu jeder Zeit von jedem Ort auf Produktionsdaten zuzugreifen, quasi eine Momentaufnahme der Produktion zu erstellen, Plan- und Ist-Werte zu vergleichen und somit Fehler zu vermeiden und Ausfallzeiten zu minimieren. Das eingesetzte Kapital rentiere sich in der Regel bereits im ersten Jahr. In dieser Zeit wird aus analog digital und aus kompliziert ganz einfach.

In den Firmenräumen geht es familiär zu: In einer Ecke steht ein Kicker, in der Cafeteria sitzen zwei Mitarbeiter, die Chefs werden mit einem freundlichen Nicken begrüßt, Firmenhund Max schaut nur kurz hoch und döst dann weiter. Wenn Weihnachten vor der Tür steht, dann geht es nicht um Kundengeschenke, sondern dann stimmen Mitarbeiter darüber ab, welcher sozialen Einrichtung Geld gespendet wird – im hauseigenen Social Intranet. „Dreamwork durch Teamwork“ steht auf einem Banner. „Das steht da nicht nur“, sagt Stetz, „das ist unsere DNA.“

Fotos: © United Planet