Nicht ganz dicht – Um die Fassade der Freiburger UB wird weiter gerichtlich gestritten Stadtentwicklung | 27.08.2024 | Philip Thomas

Universitätsbibliothek

Blendende und undichte Fassade, herabstürzende Teile. Die Freiburger Universitätsbibliothek sorgt seit ihrer Eröffnung im Jahr 2015 für Schlagzeilen. Im Herbst haben sich Land und eine zuständige Baufirma gerichtlich geeinigt. Gestritten wird noch mit Degelo Architekten aus der Schweiz.

„Nach Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen Universitätsbibliothek haben sich in den zurückliegenden Jahren im Bereich der Gebäudefassade Mängel gezeigt“, fasst Ole Nahrwold, Leiter im Freiburger Amt des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, die ersten neun Betriebsjahre des 53-Millionen-Euro-Bauwerks im Stadtzentrum zusammen.

Die ersten Mängel der insgesamt 7300 Quadratmeter fassenden Fassade aus Chromstahl und Glas werden schon vor der offiziellen Eröffnung im Juli 2015 augenscheinlich: Auf der anliegenden Rempartstraße werden Autofahrer geblendet. Das provisorisch auf der Ostseite des Gebäudes gespannte Sonnensegel ist mittlerweile fester Bestandteil der Fassade. Wer die Kosten für das Banner trägt, ist allerdings noch nicht ausgemacht: Laut Nahrwold läuft aktuell ein gerichtliches Verfahren in erster Instanz. Zu klären sei, „ob hier ein Planungsfehler vorliegt, der zu einer entsprechenden Kostentragungspflicht der beauftragten Architekten und Planer führt“.

Im Frühjahr 2016 wird klar, dass die Fassade obendrein stellenweise undicht ist. Auch acht Jahre später stehen Eimer und Wannen in der Bibliothek, um Regenwasser aufzufangen. Schuld sind laut Nahrwold einzelne Bauteile der Fassade, „die den Anforderungen insbesondere im Hinblick auf die erforderliche Temperaturbeständigkeit nicht entsprechen“. Auch diese Elemente seien „Gegenstand umfassender gerichtlicher Auseinandersetzungen“.

Eimer-in-UB

Im Eimer: Teile der Freiburger UB-Fassade sind nach wie vor nicht wasserdicht. Dafür mittlerweile ohne Zaun.

Im Sommer 2018 löst sich erstmals eine Blendabdeckung von der Fassade und fällt herab. Verletzt wird niemand. Ursache war die Klebverbindung innerhalb der Fassade. Im März 2019 löst sich das nächste Teil, es landet innerhalb einer zuvor aufgestellten Baustellensicherung. Das Amt für Vermögen und Bau will den Kleber gegen mechanische Befestigungen tauschen. Noch heute fehlt die Umrüstung der UB-Westseite zur Milchstraße. Auch die Abdeckungen sind Gegenstand eines Rechtsstreits. Laut Nahrwold hängen „für die sachverständige Begutachtung im gerichtlichen Verfahren“ noch einige Referenzteile am Gebäude. Gefahr bestehe deswegen nicht.

Nach jahrelangem Streit einigte sich das Amt für Vermögen und Bau im Herbst mit der zuständigen Fassadenbaufirma Metallbau Früh GmbH aus Umkirch auf einen Vergleich. „Wir haben uns hierbei auf ein Sanierungskonzept verständigt, mit dem die Ursache für die Undichtigkeiten beseitigt und die Fassade instandgesetzt wird“, erklärt Nahrwold.

Die Rechtsstreitigkeiten zwischen Land und Metallbau Früh seien damit beendet. „Das gerichtliche Verfahren zur Frage einer möglichen Haftung der beauftragten Planer für die Undichtigkeiten läuft aktuell aber weiter“, so der Amtsleiter. Für die Planung der UB hauptverantwortlich war das Schweizer Büro Degelo Architekten. Fragen zur UB beantworten die Basler „nach Anweisung der Bauherrschaft“ allerdings nicht.

Abgeschlossen sein sollte die Sanierung der UB-Fassade eigentlich schon Ende Mai. „Bedauerlicherweise konnten die Abdichtungsarbeiten nicht so schnell vorangebracht werden, wie es in der Vereinbarung eigentlich festgelegt war“, so Nahrwold. Schuld sei vor allem das wechselhafte Wetter. Dicht sein soll die UB nun bis zum Jahresende – und damit fast zehn Jahre nach ihrer Eröffnung. Auch die anderen Fassaden-Arbeiten sollen dann abgeschlossen sein. Wer die Kosten dafür trägt, wird laut Nahrwold noch vor Gericht entschieden. Wann die Urteile rechtskräftig sind, sei offen. 

Fotos: © Philip Thomas