Auf der Spur der Steine: Schonacher Schalensteinwanderung Erkunden & erleben | 01.09.2024 | Nicole Kemper
Moosbewachsene Zeugen der Geschichte: geheimnisvolle Schalensteine am Wegrand.Es ist ein uraltes Rätsel: Wurden die Schalensteine vor Jahrtausenden von Menschenhand geschaffen und zu okkulten Zwecken genutzt oder sind sie reine Naturerscheinungen? Die Entstehungsgeschichte ist wissenschaftlich bis heute nicht geklärt. Ihre Faszinationskraft lässt sich bei einer kleinen Wanderung entlang des Schonacher Schalensteinpfads hautnah erleben.
Behäbig hockt das steinerne Gespenst am Berghang, jederzeit bereit, die Vorbeikommenden zu erschrecken. Mit seinen dunklen seitlichen Aushöhlungen erinnert der massive Brocken an Munchs Gemälde „Der Schrei”. Besonders in der Dämmerung macht der Geisterfelsen seinem Namen alle Ehre und offenbart schaurige Gesichtszüge. Der spukhafte Findling ist der letzte von neun bemerkenswerten Schalensteinexemplaren, die auf dem Schonacher Schalensteinpfad erwandert werden können.
Wer die Rundtour beim Haus des Gastes in Schonach beginnt, findet die erste Station bereits mitten im Ort, nahe dem Mühlenweiher. Der im Volksmund als Heidenstein bekannte Felsen ist von seinem Fundort verlegt und zum Trachtenbrunnen umgearbeitet worden. Auf einer Tafel ist zu lesen, dass es sich bei den Schalensteinen um alte Kulturdenkmale handle, die in frühgeschichtlicher Zeit von Menschen als Opferschalen genutzt wurden. Tatsächlich gibt es mehrere Theorien: Die Schalensteine könnten ganz natürlich entstanden sein, etwa durch Verwitterungen oder Einwirkung von Schmelzwasser, oder aber sie könnten durch handwerkliche Bearbeitung ausgehöhlt worden sein. Sehr wahrscheinlich ist eine Kombination: natürliche Steinformationen, die zu rituellen oder rein praktischen Zwecken von Menschen weitergestaltet und genutzt wurden. Die skurrilen Formen haben dabei zu allen Zeiten die Fantasie der Betrachter angeregt und zu Mythenbildungen geführt. Dies spiegelt sich auch in den Namen der Schonacher Schalensteine wider, wie etwa Teufelstritt und Altarstein. Am Wildsaustein und am Eulenstein lässt sich mit der richtigen Perspektive bildhaft nachvollziehen, wie es zur Benennung kam.
Urwüchsige Waldabschnitte
Nach einem kurzen Anstieg bis zum Rand des Wohngebiets markiert ein Picknickplatz mit Informationstafel den Einstieg in den „wilden” Teil. Auf dem schmalen Pfad nach oben warnt ein entgegenkommendes Paar: „Passen Sie beim Laufen auf – die Wege sind sehr ungepflegt!” Logisch, dass dies der Running Gag des Tages wird: moosbewachsene Steine und wild wuchernde Heidelbeeren – ungepflegt! Trampelpfade mit Wurzelwerk und Geröll auf dem Boden – verlottert! In den Weg ragende Sträucher und überhängende Äste, unter denen man den Kopf einziehen muss – völliges Versagen der Schwarzwaldputzkolonne! Dabei unterstreichen gerade die unwegsameren Streckenabschnitte und urwüchsigen Waldabschnitte den mystischen Charakter der Tour perfekt und schaffen die passende Verbindung zwischen den einzelnen Schalensteinstationen. Dafür, dass die Wanderer diese sicher finden, sorgen nicht nur die engmaschig aufgestellten Wegweiser, sondern auch die GPS-Koordinaten im Flyer oder der GPS-Download im Internet. Kurz hinter dem Geisterfelsen endet der offizielle Pfad mitten im Wald, aber die gelbe Raute führt die Wanderer zurück an den Startpunkt.
Info
Start & Ziel: Haus des Gastes /Tourist-Information, Schonach
Länge: ca. 4 Kilometer
Anstieg: 134 Höhenmeter
www.schonach.de
www.hochschwarzwald.de
(Stichwort: Schalensteinwanderung; mit GPS-Download)
Fotos: Nicole Kemper