Bäche, Mühlen & Wälder: Mühlenweg Ottenhöfen Erkunden & erleben | 06.06.2024 | Kornelia Stinn

Auf dem Bild ist die Benz-Mühle. Die Benz-Mühle in Unterwasser liegt nicht direkt am Mühlenweg. Ein Abstecher ist aber zu empfehlen.

Amseln zwitschern aus Meeren blühender Obstbäume, Mühlen klappern an gurgelnden Bächen. Große und kleine „Forscher“ entdecken rund um Ottenhöfen Geheimnisse tiefer Wälder und stattlicher Höfe.

Mühlendorf Ottenhöfen“ steht am Ausgangspunkt der Wanderung über dem liebevoll gestalteten Relikt eines alten Mühlrades. Zahlreiche Mühlen verrichteten einst im Ort ihre Arbeit – neun Mühlen und eine Hammerschmiede wurden wieder flottgemacht und warten nun auf Besucher. Ein Themenbereich „Wasser“ mit einer Holzkugelbahn befindet sich im Kurpark und sorgt bei den Jüngsten für einen kurzweiligen Start. Wer dann noch einen Entdecker-Rucksack schultert, den verlocken Köcher, Lupe und Fernrohr zur Spurensuche.

Erstes Highlight am Mühlenwanderweg ist die Hammerschmiede, die – vorbei an der katholischen Kirche und unweit der evangelischen Stabkirche – links an der Acher steht. Sie wird mit einem Wasserrad betrieben. Die Kraft des wild sprudelnden Baches bringt einen 50 Kilogramm schweren Schmiedhammer in Gang, der ein Werkstück auf glühendem Eisen formt!

Altes Handwerk

Gespannt auf weitere Mühlen­erlebnisse überqueren die Spurensucher die Fußgängerampel an der L 87 und folgen dem Mühlenschild zur Kopp-Mühle am Hagenstein. Diese schmiegt sich hinter einer kleinen Brücke zwischen riesige alte Bäume. Sie beherbergte eine Schleifmühle, die 1790 zur Mahlmühle umgebaut wurde.

Ein Bild des Innenraumes der Hammerschmiede.

Auch die Hammerschmiede wird mit einem Wasserrad betrieben. Führungen in der Mühle finden auf Anfrage statt.

Nach diesem Abstecher geht es zurück zur Ampel und kurz darauf ein kurzes steiles Stück bis zur Köninger-Mühle. Der Besitzer Rudolf Schnurr weiß, dass sein Großvater diese Mühle noch mit einem Wasserrad betrieben hat. Dieses hatte er am Bach weit unterhalb des Hauses angebracht. Der Antrieb erfolgte über ein Drahtseil, das sogar noch durch einen Felsen hindurch zur Mühle führte. Weil aber seinerzeit Wasser nur zur Bewässerung in der Landwirtschaft genutzt werden durfte, kam es zu Problemen. Deshalb betrieb sein Großvater die Mühle mit einem Traktor. Diese Arbeisweise ist heute nur noch bei Vorführungen zu erleben.

Schnurr erzählt: „Der Großvater und der Vater haben die Mühle in Vollerwerb genutzt. Heute betreiben wir eine Brennerei und den Hof zur Landschaftspflege. Beides im Nebenerwerb. Uns liegt aber daran, dieses alte Handwerk weiterhin zu zeigen und damit die Mühlentradition zu pflegen.“

Ein Bild der Rainbauermühle mit einem Bach und Blumen.

Die Rainbauernmühle oder auch „Mühle am Rain“ genannt, liegt idyllisch in den Wiesen am Bach und ist ein beliebtes Fotomotiv.

Die jungen Spürnasen können bald von der Panorama-Anhöhe am Zieselberg mit ihren Ferngläsern Richtung Bahnhof blicken. Am Pfingstmontag, dem Deutschen Mühlentag, und dieses Jahr auch am Sonntag, den 15. Dezember zum Weihnachtmarkt in Ottenhöfen, keucht die von Achern kommende Museumsbahn wie zu früheren Zeiten in einer Dampfwolke heran.

Der Weg der Wanderer zieht sich von der Köninger-Mühle aus zweieinhalb Kilometer über den Zieselberg, durch die Siedlung Buchwald und über das Günzeck, bis schließlich die aus dem Jahr 1860 stammende ehemalige Benz-Mühle am Bach auf ihrer kleinen Insel erreicht ist. Der Hof der Benz-Mühle ist seit 1. Mai neu eröffnet. Die neuen Betreiber, Marcel und Sina Hildmann, haben ihn „Lebenshof MutimBauch“ genannt, weil hier Tiere ihren Lebensabend verbringen, die vorm Schlachten gerettet wurden. Aktuell leben hier ein Schwein (Miss Piggy), sechs Ziegen, ein Hahn, drei Gänse, einige Enten und Lauf­enten und eine Nutria. Außerdem die blinde Hündin Hedwig.

Ein Bild von einem Schwein in einem Stall.

Miss Piggy wurde vor dem Schlachter gerettet und verbringt nun gemütlich ihren Lebensabend auf dem Lebenshof MutimBauch.

Miss Piggy, so die Hildmanns, war das Müllschwein der bisherigen Besitzer und hätte an Allerheiligen geschlachtet werden sollen. Auf dem Lebenshof darf sie nun gemütlich alt werden. Er liegt am „LEPO“ – dem Landwirtschaftlichen Erlebnispfad Ottenhöfen. Interaktive Tafeln am Wegrand, die „Themenräder“, zeigen, wie die Menschen im Schwarzwald früher gelebt haben. Auch die Riesenmurmelbahn am Start der Wanderung gehört zum LEPO.

Schmuckstück am rauschenden Bach

Durch Obstplantagen, deren Kronen sich zur Blütezeit wie watteweiche Schneewolken ausbreiten, führt der Weg nun vorbei an stattlichen alten Höfen abwärts durch den Ortsteil Furschenbach, wo ein LEPO-Themenrad auf Bienen und Imkerei hinweist. In einem Schaukasten wuselt ein Bienenvolk bei der Arbeit. Auf der anderen Seite der Bahngleise besticht die Mühle am Rain mit ihrer üppigen Blumenpracht. Als wahres Schmuckstück am rauschenden Bach und mitten in blühenden Wiesen steht hier quasi das optimale Modell für das Lied von der „Mühle im Schwarzwälder Tal“. Sie wurde 1875 als Mahlmühle erbaut und 1974 durch den Schwarzwaldverein restauriert. Auch die Mühle am Rain liegt am LEPO-Weg. Das nächste Themenrad, das sich etwa am halbem Weg Richtung Mühle am Mühlenhof befindet, erklärt Geländeformen und wie ein Tal entsteht.

Ein Bild der Bühler-Mühle umringt von Büschen.

Zur Bühler-Mühle gelangt man durch das Seitental „Lauenbach“.

Wer den 13 Kilometer langen, ausgeschilderten Mühlenweg nicht komplett gehen möchte, tritt beim Mühlenhof den Rückweg nach Ottenhöfen über den Blustenhof an. Er entdeckt dabei das LEPO Themenrad, das über die Geschichte der Menschen und ihrer Siedlung in der Region informiert.

Noch fit? Bei der großen Runde warten noch wunderschöne Ausblicke und zwei weitere Mühlen. Die Bühler Mühle, ein Kleinod im Lauenbachtal, schmiegt sich verwunschen am Bach am Ende einer Wiese in wilde Natur. Durch den Wald und schließlich entlang der Straße wartet als letzte die Schulze-­Bure Mühl. Am Blustenweg stößt die Tour wieder auf die kleine Mühlenrunde. Weitere Abstecher führen noch zur Benz-Mühle in Unterwasser und zu Vollmer’s Mühle in Seebach.

Das ist Schwarzwaldgenuss mit vielen Ein- und wunderbaren Ausblicken!

Ein Bild eines Themenrades der Wanderung.

Der LEPO – Landwirtschaftlicher Erlebnispfad Ottenhöfen – führt zum Teil entlang des Mühlenweges. Er bereichert das Erlebnis-Angebot durch seine Themenräder, die dem Leben der Menschen in dieser Region zu früheren Zeiten gewidmet sind.

Einkehrtipp

Lebenshof MutimBauch
Am Mühlenrundweg Ottenhöfen, mit großem Außenbereich, idyllisch gelegen mit Blick auf Tiere, Wiesen und die Mühle.

Die Hildmanns stehen mit ihrem Lebenshof, in dem sie auch Gäste bewirten, konsequent auf der Seite der Tiere. Sie sagen: „Gerade im traditionellen Schwarzwald zeigen wir mit unserer Gastronomie, dass pflanzliche Küche (wie Flammkuchen, Sandwiches oder Vurstsalat) bei der Wanderung mindestens so gut sein kann wie das tierische Äquivalent.“
Öffnungszeiten:  Mi.–So. von 11–19 Uhr

Mutimbauch Event & Gastronomie GmbH
Am Bach 17
77883 Ottenhöfen-Furschenbach
Tel.: 0162/6926326
www.mutimbauch.de/lebenshof
Instagram: @lebenshof.mutimbauch

Info

Mühlenweg Ottenhöfen
Start & Ziel:
Bahnhof/Kurgarten Ottenhöfen
Länge: 13 km
Dauer: ca. 3 ½ Stunden
Aufstieg/Abstieg: 360 Meter

Informationen zu Mühlenvorführungen und Entdecker-Rucksack:
Tourist-Information Ottenhöfen
Großmatt 15
77883 Ottenhöfen im Schwarzwald
Tel.: 07842/804-44
www.ottenhoefen.de
www.achertal.de

Fotos: © Winfried Stinn