Winterwanderglück: Panoramaweg rund um Saig Erkunden & erleben | 29.01.2023 | Nicole Kemper

Feldbergblick

Ein beschaulicher Luftkurort, eine bunte Auswahl an Wintersportaktivitäten, tiefer Wald und Bergpanoramen – der Premiumwinterweg um Saig kredenzt Wanderern auf knapp sechs Kilometern ein Schwarzwaldsahnehäubchen nach dem nächsten.

Die Wanderin, die uns mit knirschenden Schritten auf der festgetretenen Schneedecke entgegenkommt, strahlt über das ganze Gesicht. Sie hat einen ihrer dicken Wollhandschuhe ausgezogen und hält das Smartphone in Kopfhöhe. Immer wieder fotografiert sie in den Wald hinein. Zwischen den langen Baumschatten glitzern und blitzen Schneekristalle im Gegenlicht. „Isch des ned schee!“, sprudelt es mit schwäbischem Akzent aus ihr heraus. Zu Hause in Stuttgart habe sie im ganzen Winter noch keinen Schnee gesehen, „aber der gehörd do dazu!“.

Bäume im Schnee

Wir befinden uns auf dem Winterwanderweg im Lenzkircher Ortsteil Saig, auf knapp 1000 Meter Höhe. Schon beim Start am Parkplatz beim Haus des Gastes wird Winterglück wahrnehmbar: Vom nahen Rodelhang unterhalb der Titiseestraße klingt begeistertes Kindergeschrei, kleine bunte Punkte bewegen sich auf der weißen Fläche abwärts. Bald darauf betrachten wir die Szene von Nahem: Die blaue Wegmarkierung des Winterwanderwegs führt direkt am fröhlichen Getümmel vorbei. Wer das große Schlittenabenteuer sucht, folgt dem Panoramaweg noch ein kurzes Stück bis zum Ende der Wohnbebauung: An der Wegkreuzung zur Saiger Höhe startet die rasante Abfahrt der Winterrodelbahn. Auf 1,2 Kilometer Länge und mit einer Höhendifferenz von 161 Metern sausen die Rodelschlitten hinunter nach Titisee. Eine Flutlichtanlage ermöglicht die lange Abfahrt auch bis in die Nacht hinein. Die Winterwanderer biegen an dieser Stelle links ab und treten hinter den weitläufigen Anlagen des Wellnesshotels Saigerhöh in dichten Nadelwald ein. Die vorangehenden Spaziergänger erscheinen plötzlich zwergenhaft zwischen den mächtigen Baumriesen; die Außengeräusche sind fast vollständig abgedämpft. Auch die Gespräche verstummen angesichts der atemberaubenden Winterkulisse. Wie recht die Urlauberin aus Stuttgart doch hat: Hier ist es wunderschön!

Kinder auf einem Schlitten sitzend.

Nach einiger Zeit lichtet sich der Wald und macht sichtbar, woher der Wanderweg seinen Namen hat: Der dunkelblaue Himmel spannt sich über ein weites Bergpanorama, im Westen zeigt sich der Feldberggipfel zwischen Baumwipfeln. Auf exakt 1000 Meter Höhe, wie der Schilderbaum am Rotkreuz ausweist, trifft der Panoramaweg auf den Schwarzwaldradweg und auf die Rotkreuzspur. Auf dem Wanderparkplatz werden die freien Stellplätze knapp. In einem geöffneten Kofferraum warten zwei Mischlingshunde geduldig auf den Start der Gassitour, im Auto daneben wird die Langlaufausrüstung gerichtet.

Landschaft im Schnee

Entspannung und Ruhe ist angesagt beim Wandern auf der exponierten Saiger Hochfläche.

Für die Wanderer ist der Wendepunkt der Tour erreicht; von hier aus führt der Rotkreuzweg parallel zur Loipe durch offene Landschaft nach Saig zurück. Auf der linken Wegseite begrenzt der Waldrand als dunkles Band die Sicht, nach Süden indes kann der Blick weit schweifen: über sanft geschwungene Wiesenflächen hinweg zu den ferneren Gipfeln des Hochschwarzwalds. Auf den Bänken am Wegesrand haben Paare und Familien Platz genommen, Vesperdosen und Thermoskannen werden aus den Rucksäcken gezogen. In den wärmenden Strahlen der Mittagssonne kann man hier gut verweilen und die Aussicht in vollen Zügen genießen, bevor es auf die letzte Wegetappe geht. Auf dem gegenüberliegenden Kuhberg ist Bewegung zu erkennen: Skifahrer und Snowboarder lassen sich gemütlich mit dem Schlepplift in die Höhe ziehen, auf den Pisten links und rechts davon wedeln die Abfahrenden mit geschmeidigen Schwüngen talwärts. Zu den Liftanlagen gehört auch eine Snowtubing-Piste samt Seillift, der am Gegenhang hinauf zum ZinkenHof verläuft. Die verschiedenen Wintersporteinrichtungen werden nicht nur von Einheimischen genutzt, der Lenzkircher Ortsteil Saig lebt vorwiegend vom Fremdenverkehr. Auf fast jeden der zirka 750 Einwohner kommt ein Bett in einem der zahlreichen Hotels, Ferienwohnungen und Pensionen. Was die Feriengäste an diesen Urlaubsort ziehen mag, ist bei der Rundtour offenbar geworden. Nur einen Kilometer Luftlinie vom umtriebigen Touristenmagnet Titisee entfernt, ist in der exponierten Hochflächenlage fern der Durchgangsstraße eher Entspannung und Ruhe angesagt. Nach einer Linkskurve kommt der kleine Ort wieder in Sicht, dahinter erhebt sich der Hochfirst, der auf mehreren Wegen von Saig aus erwandert werden kann. Weithin sichtbar weist der Hochfirstturm den Weg zum Gipfel, wo das bewirtschaftete Hochfirsthaus zur Einkehr lädt. Wen auch dieses Wanderziel reizt, kann die Rundtour in der Ortsmitte zur Acht formen und die 7,5 Kilometer der Hochfirstrunde anhängen – oder sich einfach auf den nächsten Besuch in Saig freuen.

Kirche in Saig

Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer im Ortskern von Saig, nahe dem Start- und Zielpunkt der Tour.

Info

Start & Ziel: Haus des Gastes, Lenzkirch-Saig
Länge: 5,7 km
Dauer: ca. 2 Stunden
Auf- und Abstieg: 76 Höhenmeter

Beschilderung: weißer Wanderer auf blauem Grund  
Anfahrt mit ÖPNV: Buslinie 7257 z. B. ab Titisee Bahnhof, Haltestelle Ochsen

Einkehr Tipp:

Hotel Ochsen-Saig
Das historische Schwarzwaldhaus ist ein Blickfang in der Ortsmitte. Auf der Karte des traditionsreichen Gasthauses stehen als Spezialitäten Wildgerichte aus heimischer Jagd und Forellen aus der Wutach. Zum Kaffee gibt es Kuchen nach Hausfrauenrezepten, Wanderer können den Vesperhunger mit Deftigem wie Wurstsalat und Käseteller stillen.

Hotel Ochsen-Saig
Dorfplatz 1
79853 Lenzkirch-Saig
www.ochsen-saig.de

Fotos: Nicole Kemper