Das exotische Paradies der Familie Breisacher in Ihringen Haus & Garten | 12.06.2021 | Arwen Stock

Dekoration in der Ihringer Wasenweilerstraße

Eine blühende Oase mitten im Ort: Sibylle und Hans Breisacher haben mitten in Ihringen am Kaiserstuhl auf 3000 Quadratmetern ein vielfältiges Paradies geschaffen.

Eine riesige Schnapsflasche aus Holz an der Mauer, der Deckel eines Weinfasses am Tor – nur die grünen Ranken, die über die Mauer wuchern, verweisen auf die „Kaiserstühler Gartenvielfalt“ der Breisachers. Hinter Innenhof und Haus leuchten rote Tulpen. Weiße Gartenstühle stehen vor einem großen Teich, in dem sich Karpfen, Goldfische, Ukeleien, Rotaugen und Rotfedern tummeln. 

„Wir haben hier eine aufgeräumte Sauerei“, lacht Hans Breisacher über das, was andere Paradies nennen würden. Der 69-Jährige und seine Frau Sibylle pflegen, bewirtschaften und gestalten seit 1977 den Garten hinter ihrem Winzerhof. Auf mehr als 3000 Quadratmetern ist in unermüdlicher Arbeit ein Kleinod entstanden, das in seiner Vielfalt seinesgleichen sucht. 

Wie lange sie täglich im Garten arbeiten? Im Durchschnitt rund vier Stunden, vor dem Tag der offenen Gartentür, den Weintagen oder dem Herbstausklang zehn. Die Philosophie dabei ist: nicht bekämpfen, sondern stärken. Denn wenn alles leben kann, gibt es einen Kreislauf. Daher sind hier auch Eidechsen, Blindschleichen, Hirsch- und Nashornkäfer heimisch. Eine grüne Buchshecke umrahmt den Kaiserstuhlkaktus. Und der eingeschleppte Buchsbaumzünsler? „Früher hat es geheißen, die Vögel fressen den Zünsler nicht“, erzählt Hans Breisacher und streicht mit der Hand über die Hecke: „Nachher kommen die Spatzen und fressen die Raupen weg.“ 

Hans Breisacher und seine Frau Sibylle

Hans Breisacher und seine Frau Sibylle pflegen, bewirtschaften und gestalten seit 1977 den Garten hinter ihrem Winzerhof

„Das hier ist eine Indianerbanane“, weist die 67-jährige Sibylle Breisacher auf die unscheinbaren Blüten. Der Baum ist eigentlich in Nordamerika heimisch. Die beiden haben ihn – wie so viele Exoten – in einer Gärtnerei entdeckt. Eine gut acht Meter große Palme dagegen haben sie selbst vor 28 Jahren aus dem Samen gezogen. 

Die Liebe zum Gärtnern war ihnen in die Wiege gelegt. Hans Breisacher half auf dem elterlichen Spargelhof in Ködringen täglich vor und nach der Schule. Beim Staatsweingut Blankenhornsberg machte er eine Winzerlehre. Nach der Meisterprüfung mit 21 Jahren arbeitete er dort 40 Jahre als Kellermeister. Sibylle Breisacher half Mutter und Großmutter schon als Kind im Ihringer Garten. Nach der Hauswirtschaftsschule Breisach war sie im elterlichen Betrieb tätig. Seit 1975 leben die beiden in ihrem Winzerhof und sind mittlerweile 48 Jahre verheiratet.

Romantische Plätzchen

„Den Maulbeerbaum, den lieben wir auch sehr“, sagt Sibylle Breisacher über die fünf Baumsorten auf dem Gelände. Sie ist ein großer Freund von Südfrüchten: Granatapfel, fünf Dattelarten und sechs Sorten Khaki wachsen unter anderem im Garten. Ein alter Holzherd steht vor einer rund acht Meter hohen Bambusgruppe. Den Wurzeln hat Hans Breisacher einseitig eine Folienwand entgegengesetzt. Zur anderen Seite beansprucht ein großer Baum die Nährstoffe für sich. „Der Bambus läuft nur weg, wenn woanders der Boden besser ist – und das riecht er bis auf 40 Meter“, warnt er.

Idyllische Sitzecke im Garten

Idyllische Sitzecke: Bei Hans und Sibylle Breisacher gibt es viel zu entdecken

Zwischen Tulpenbeeten, Löwenzahn und Gänseblümchen steht eine Sitzbank in S-Form auf dem grünen Rasen. Was für ein romantisches Plätzchen! Unter einer alten Kartoffelwaschmaschine wuchern Vergissmeinnicht. Rostige Eggen begrenzen die Beete. Eine Pflugschar ziert eine Blumenrabatte. „Ich sammle auch Gießkannen“, lacht Sibylle Breisacher. Viele der Deko-Objekte hat sie vom Hof, andere hat sie geschenkt bekommen. 

An der hinteren Grundstücksgrenze steht der riesige Gartenwächter Karl-Otto, den ihr Sohn aus alten Holz- und Rostteilen gebaut hat. Im nahen Gemüsegarten ist noch nicht viel zu sehen – bis nach den Eisheiligen. Ob sie Obst und Gemüse überhaupt noch kaufen müssen? „Wir haben jetzt noch Äpfel von der Streuobstwiese“, berichtet Sibylle Breisacher. „Und Chayote gibt es auch“, erzählt ihr Ehemann von der tropische Kürbisfrucht. Yams oder Lichtwurzel wachsen in einem alten Weinfass. 

Hörbares Blühen

Ein würziger Duft liegt in der Luft. Im Kräutergarten sprießen bereits viele der rund 50 verschiedenen Sorten. Davor steht ein Insektenhotel. Hans Breisacher schmunzelt: „Alle bauen Bienenhotels, aber keiner denkt ans Frühstück, Mittag- und Abendessen.“ Er weiß, dass 85 Prozent der Wildbienen im Boden leben und brüten. 

Schild: Gartenträume an einem Baum befestigt

Hier werden Gartenträume wahr – finden auch die vielen Besucher, die von Breisachers gerne empfangen werden.

„Diesen Baum sieht man nicht blühen, den hört man.“ Sibylle Breisacher weist auf den riesigen Lederhülsenbaum mit seinen langen Stacheln. Hoch oben, an den unscheinbaren Blüten, tummeln sich die Bienen. Die Pflanzenvielfalt im Garten ist für Insekten eine gefundene Weide. Überall summt und brummt es. 

Akibia-, Tulpen-, Blauglocken- und Blauschotenbäume wachsen neben heimischen Stämmen. Einen halben Meter erhöht, bietet der sogenannte Vulkan-Pavillon, umringt von einem blauen Meer Muscari-Blüten, einen ganz anderen Blick auf den Garten. Breisachers lassen sich gerne auf Gartenreisen und -messen inspirieren. Meist ist ihr Paradies danach um einige Zwiebeln, Pflanzen oder Samen reicher. 

Dekorierter Gartentisch

Mittlerweile hat der Ihringer Garten zahlreiche Fans. Besucher, Kindergartengruppen und Hochzeitsgesellschaften genießen das Idyll, in dem mit der Stachelgratrose schon im April die erste Königin der Blumen blüht. Bald kommen weitere Rosenarten dazu. In einem Springbrunnen schwimmen Sonnenbarsche – sie sind die biologische Schnakenbekämpfung. Hans Breisacher könnte auch Granulat ausbringen: „Aber das beeinflusst den natürlichen Kreislauf.“ Und den zu stärken, ist das gärtnerische Grundprinzip der Breisachers. 

Breisachers Tipp

Die Pflanze stärken, nicht den Pilz, Virus oder Schädling bekämpfen. Hans Breisacher erklärt das Gartenmotto: „Sobald ich etwas bekämpfe, wehrt es sich, denn es will ja auch leben und bringt Mutationen hervor.“ Und er nennt ein Beispiel: „Die Pflanze kann, wenn sie stark ist, mit dem Pilz leben – aber wenn ich den Pilz bekämpfe, schwäche ich auch die Pflanze.“ 

Zur Stärkung der Pflanzen macht der 69-Jährige aus Brennesseln Tees und Kaltauszüge sowie aus Rasenschnitt Dünger – jeweils unter Beigabe von effektiven Mikroorganismen. Mit Wasser und den so gewonnenen Pflanzenstärkungsmitteln gießt oder besprüht er die Pflanze – nicht aber die Blüte. In selbst gebauten Behältnissen, die man auch als Bokashi-Eimer im Gartenmarkt kaufen kann, versetzt Breisacher den Schnitt mit effektiven Mikroorganismen, stampft ihn wie Sauerkraut, beschwert den Inhalt und lässt ihn fermentieren. Der dadurch gewonnene Saft fließt unten raus, wird aufgefangen, im Verhältnis 1:10 mit dem Gießwasser verdünnt und regelmäßig ausgebracht.

Info & Kontakt:

Familie Breisacher
Wasenweilerstraße 26,
79241 Ihringen
Tel.: 0 76 68/56 57

Fotos: © Arwen Stock