Frisches vom Balkon: Gärtnern auf kleinem Raum Haus & Garten | 05.04.2020 | Heide Bergmann

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Balkongärten haben Potenzial. Selbst wenn es für eine Selbstversorgung nicht reicht, gedeiht bei geschickter Planung eine staunenswerte Vielfalt von Tomaten, Salaten, Kräutern und Erdbeeren. Für eine reiche Ernte sind ein paar Dinge zu beachten.

Wenig Platz, aber große Lust auf Gemüse? Für den Gemüseanbau auf dem Balkon sind pfiffige Ideen gefragt. Anregungen finden sich in der Urban-Gardening-Szene: Ob vertikal, gestaffelt, hängend oder rankend – da sprießen Gemüse, Kräuter und Salate aus Regalen, umgerüsteten Paletten, Taschen, Pflanzsäcken oder Bäckerkisten. Feuerbohnen klettern an Schnüren und Erbsen ranken am Balkongitter. Bei der Ausstattung und den Gefäßen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt – allerdings darf man die Tragfähigkeit des Balkons nicht überschreiten. Gefäße aus Kunststoff oder Pflanzsäcke sparen Gewicht.

Wichtig ist bei jedem Gefäß, dass unten das Wasser abfließen kann, sonst bildet sich Staunässe. Anders als im Gartenbeet, wo sich die Pflanze mit dem Nötigsten selbst versorgen kann, ist der Wurzelraum im Topf begrenzt. Für den Gemüseanbau sollten die Gefäße daher mindestens 10 bis 15 Liter, besser noch 20 bis 30 Liter fassen.
Wichtig ist auch die Lage des Balkons. Gemüsepflanzen brauchen im Durchschnitt sechs Stunden Sonnenlicht. Salate, Erdbeeren und einige Küchenkräuter kommen mit Halbschatten zurecht.

Nur einen Handgriff entfernt: Kräuter und Schnittsalat auf dem Balkon.

Sonnenhungrige Starkzehrer

Überdachte, sonnige Balkone sind der ideale Standort für Tomaten, besonders geeignet: Busch- oder Ampeltomaten. Sie nehmen wenig Platz in Anspruch und benötigen keinen Stützstab. Gut gedeihen sie etwa in einem Hanging Basket, einem hängenden Korb, wo ihre Triebe über den Rand herunterwachsen. Die Sorten „Cherry Cascade“ oder die Wildtomate „Rote Murmel“ tragen kleine, süße Früchte, die früh reifen. Wer genügend Platz für Pflanzkübel hat, kann vor einer Wand Stabtomaten ziehen.

Auch Gurken lohnen den Anbau. Im Mai werden sie direkt an Ort und Stelle ausgesät, zum Beispiel zwei Samen in einen Pflanzsack. Bei Wärme und regelmäßigen Wassergaben legen sie so richtig los. An gespannten Schnüren können sie ranken und Triebe mit Fruchtansätzen bilden. Einlegegurken wie die Sorte „Vorgebirgstrauben“ sind schnell reif und schmecken auch als frische Salatgurke lecker.

Paprika und Chilis werden im Mai als Setzlinge gepflanzt. Sie gedeihen gut im Topf, vorausgesetzt, sie haben ein warmes, sonniges Plätzchen. Erst dann entwickelt Chili seine feurige Schärfe.

Achtung: Tomaten, Gurken und Paprika sind Starkzehrer – die Nährstoffe in der Pflanzerde sind bald aufgebraucht. Dann sollte man organischen Langzeitdünger zufügen oder regelmäßig Flüssigdünger ins Gießwasser geben.

Salate, Radieschen, Mangold oder Kräuter wachsen wunderbar und platzsparend in Balkonkästen. Säen Sie doch mal Radieschen aus! Zwei Reihen nebeneinander passen locker in einen Kasten, und bereits nach drei bis vier Wochen sind die ersten roten Knollen erntereif. Saatzeit ist jetzt auch für Schnittsalate. Im Handel gibt es Samenmischungen aus Eichblatt, Lattich, Blattbatavia und anderem. Oft sind auch Rucola, Roter Mangold oder Asiasalate mit dabei. Blätterernte nach Bedarf ist bei Schnittsalaten möglich – eine sehr praktische und effektive Variante des Salatanbaus auf kleiner Fläche. Asiasalate, die zu den Kohlgewächsen gehören, sind außerdem sehr gesund.

Erdbeeren

Auch Walderdbeeren gedeien auf unseren Balkonen.

Für Obstgehölze ist der Durchschnittsbalkon zu klein, aber ein paar Monatserdbeeren passen immer, entweder im Topf oder in einer Ampel. Sie tragen mehrere Wochen lang aromatische, den Waldbeeren ähnliche Früchte und sind besonders bei kleinen Naschmäulern heiß begehrt.

Ein Stück Natur in der Stadt

Was wäre ein Balkon ohne Kräuter? Jetzt ist Zeit für Kresse, Kerbel, Schnittlauch, Petersilie oder Gartensauerampfer. Ab Mai kommen Basilikum, Koriander, Dill und Bohnenkraut dazu. Basilikum wächst erst richtig, wenn die Temperaturen nachts nicht unter 16 Grad sinken. Während die oben genannten Kräuter mit Halbschatten zurechtkommen, brauchen Rosmarin, Thymian, Oregano, Salbei und Lavendel reichlich Sonne. Aber diese mediterranen Kräuter bereichern den Balkon mit ihren südlichen Aromen, und ihre Blüten locken Honigbienen, Hummeln und Schmetterlinge an. Ein derart bunt gestalteter Balkon vereinigt Artenvielfalt und Genuss – so kann sich jeder ein kleines Stück Natur mitten in die Stadt holen.

Fotos: © Heide Bergmann