Ganz neue Idee für alte Stadthalle – Horn und Haag überraschen mit Johannisheim 2.0 STADTGEPLAUDER | 15.12.2024 | Lars Bargmann

Bekommt die alte Stadthalle eine neue Zukunft als Altenpflegeheim? Das zumindest ist der neue Plan für die 1954 in nur 132 Tagen erbaute Halle im Freiburger Osten. Demnach ist der drohende Abriss vom Tisch. Eine erneute kulturelle Nutzung aber auch. Das wurde in einem Gespräch mit Oberbürgermeister Martin Horn, Baubürgermeister Martin Haag und Stiftungsdirektor Michael Fromm am 3. Dezember bekannt.
Die Stiftungsverwaltung sucht schon länger einen Ersatzstandort für das in die Jahre gekommene Johannisheim. An der Kartaus läuft die Betriebserlaubnis Ende 2029 aus. Im Fokus stand zuletzt, den Hang an der Merzhauser Straße nördlich der Flüchtlingsunterkunft mit einem Johannisheim 2.0 zu bebauen. Das Bauen am Hang ist aber komplex. Und würde viel Extrageld kosten. „Die Stadthalle wäre für uns die Premium-Lösung“, sagt Fromm. Die Stiftungsverwaltung betreibt in mittelbarer Nähe zwei weitere Einrichtungen. Synergieeffekte seien offensichtlich.
Ein – noch sehr grober – Entwurf sieht vor, dass ein viergeschossiger Neubau in U-Form in die Stadthalle gebaut wird. Der zudem das statisch gefährdete Dach in die Zukunft tragen kann. Ein Haus im Haus also. Bis zu 100 Pflegeplätze soll es beherbergen. Die Stadthalle bietet weitere Flächen, etwa für eine Kindereinrichtung, eine Gastronomie, Räume für die Bürgerschaft, fürs benachbarte Ensemblehaus. Zudem soll der Platz vor der Halle deutlich aufgewertet werden.
„Aus gesamtstädtischer Sicht wäre das eine richtig schöne Lösung“, so Horn. Wohl wissend, dass viele Interessenten – und auch Teile des Gemeinderats – sich eine andere Lösung, eine öffentlichkeitswirksamere für einen nicht so exklusiven Kreis wünschen. „Ich sehe aber im nächsten Doppelhaushalt keine 15 oder 20 Millionen Euro Investitionen in das Gebäude“, sagt Horn. Was er nicht sagt: Am Ende müsste das Rathaus eine kulturelle Nutzung vermutlich auch noch bezuschussen. Das sagt am Tag danach Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach im Gespräch mit dem chilli: „Eine kulturelle Nutzung liegt sicher auf der Hand, würde aber auf einen Zuschussbetrieb hinauslaufen. Mir brennt aber der Kittel, was das Johannisheim angeht. Wir brauchen diese rund 90 Plätze unbedingt.“
Während das Tragwerk mit massivem Aufwand ertüchtigt – oder eben von unten gestützt – werden muss, soll der bestehende Hallenboden nach ersten Berechnungen durchaus ein viergeschossiges Gebäude aufnehmen können. Da wird aber, wenn es ernst wird mit der Idee, nicht nur einen Tag lang noch weitergerechnet werden müssen. Nicht nur ein Gespräch steht zudem mit dem Landesdenkmalamt an, denn die Stadthalle steht seit 2009 unter Schutz. 2006 gab die Band Rosenstolz dort das letzte Konzert.
Das Konzept für die Stadthalle müsse nicht nur statisch, sondern auch wirtschaftlich tragfähig sein, betonte Haag. Das sei gemeinsam mit der Stiftungsverwaltung zu stemmen. Die Stiftungsverwaltung wird wohl als Bauherr für den Neubau auftreten, ob sie dann aber als Erbbaurechts-Nehmerin statt wie gewohnt als -Geberin auftritt, ob sie ihren Teil des Gebäudes pachtet, wer was am Ende wofür investiert, das steht noch in den Sternen.
Die Stadthalle war kurz vor Weihnachten 2022 von einem Tag auf den anderen gesperrt worden (wir berichteten), weil ein Freiburger Statikbüro ein schlagartiges Versagen des Tragwerks nicht ausschließen konnte. Das Rathaus schockte damals per Pressemitteilung am 22. Dezember um 15.35 Uhr mit der Nachricht die Öffentlichkeit. Seit jenem Tag ist die geschichtsträchtige Halle gesperrt. Womöglich wird gerade ein neues Kapitel aufgeschlagen.
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