Große Sause für kleine Unternehmer – So war’s beim Tell-your-Story-Festival Gesellschaft | 03.12.2024 | Lars Bargmann
Großer Auftrieb in den Black Forest Studios in Kirchzarten: Mitte September hatte Lexware mehrere hundert Selbstständige eingeladen, um das fünfjährige Tell-your-Story-Jubiläum zu feiern. Fünf Jahre ist die kleinste Zahl, die man überhaupt mit „Jubiläum“ schmücken kann.Aber die kleinste bekam eine ganz große Party zum Geburtstag. Die Subline „#WirFeiernSelbstständigkeit“ hat gehalten, was sie versprochen hatte. Und später am Abend stand dann auch noch Jan Delay auf der Bühne.
Um 15.30 Uhr ging die Party mit dem Founders-Market los. Erst früh in der Nacht trotteten die letzten Gäste vom Gelände, wo dann auch Gastgeber Sebastian Weiland seine Location abschloss: „Wir haben hier ja schon viel erlebt, aber was Lexware hier auf die Beine gestellt hat, war schon speziell.“
Gegen 17 Uhr strömten alle zur Main Stage, wo Lexware-Geschäftsführer Christian Steiger zur Moderatorin Christiane Stein auf die Bühne stieg. „Ihr seid das Rückgrat Deutschlands“, rief er in den vollbesetzten Saal. 97 Prozent aller deutschen Unternehmen seien kleine und Kleinstunternehmen. Mit zwölf Millionen Arbeitnehmern. Ein paar Hundert aus der ganzen Republik sind an diesem Abend gekommen, um neue Netzwerke zu knüpfen oder bestehende noch feiner zu spinnen. Um sich die Storys anderer Gründer anzuhören. Um Workshops zu geben, Vorträge zu halten.
Es ging um nachhaltige Kosmetik und Wrestling, Duftkreationen und Soul Rave, florale Kunstwerke und Schuhwerkskunst. Es wurden vielerorts Videos von erfolgreichen Gründern gezeigt. Auch welche mit Lokalkolorit: So erzählte etwa Bernd Herkenrath, wie er in Staufen alten Schuhen sehr erfolgreich neues Leben einhaucht. Die Freiburgerin Estella Schweizer fesselte ihr Publikum mit einem Vortrag darüber, wie man quasi den Planeten gesund essen könnte.
Schweizer erzählte, wie sie am Essenstisch von ihren Eltern immer zu hören kriegte, Essen sei Privatsache, sie wollten jetzt nicht darüber reden, was welche Zutat nun mit dem Planeten anrichte. Das Töchterchen aber, gerade erst mal zehn Lenze jung, wollte es schon damals und machte das Essen dann zu ihrer Profession.
Heute macht sie Food-Coachings, berät Gastronomien, schreibt Kochbücher, ist als Agentin für angewandten Genuss unterwegs. „Wenn sich alle Menschen der reichen Industrienationen ab heute pflanzlich ernähren, haben wir die Ziele des Pariser Abkommens bereits morgen erreicht.“ Das viele Arbeiten – selbst und ständig – schrecke sie nicht ab: „Ich mag Verantwortung“, erzählte sie den größtenteils Gleichgesinnten auf der Impulse Stage.
Dort war später auch Ben Böckenförde (Gründer von Visual Statements aus Freiburg) und erzählte die spannende Geschichte des Dönercopter beziehungsweise wie die Medien damit die Öffentlichkeit aufmischten.
Egal, wo man sich aufhielt, mit wem man sprach, es wehte tatsächlich ein Gründer-Spirit über das Areal. Hier stolzierte die Wrestling-Supporterin Jazzy Gabert mit beinharten Kerlen und beinzeigenden Tänzerinnen (Leserbriefe bitte direkt an den Autor) über den Hof, dort knüpften Interessierte unter Anleitung von Valentina Teinitzer Blumengestecke, hier ließ die Modeschöpferin Meriem Lebdiri neue Kreationen von Models vorführen, dort sprach David Hettich darüber, wie aus der Mundologia das größte Reportage-Festival der Welt wurde.
Mit den Start-ups geht es übrigens bergauf: Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Neugründungen nach Angaben des Bundesverbands Deutsche Startups und der Datenbank Startup-Detector im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 um 15 Prozent auf 1384. Grund ist vor allem der Softwarebereich. Baden-Württemberg marschiert da allerdings nicht vorneweg, es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen München und Berlin.
Als später am Abend kein Geringerer als Jan Delay seinen Kopf auf der Main Stage zeigte, war für eine gute Stunde mal Schluss mit Plausch und Austausch. Ein cooles Finale für eine coole Veranstaltung.
Fotos: © Roser Brothers, bar