Immer noch Tauziehen am Knoten: Stadttunnel und Entwicklung des Ganter-Areals STADTGEPLAUDER | 19.02.2018 | Lars Bargmann

Politisch, planerisch und finanziell sieht es gut aus für den Freiburger Stadttunnel. Problematisch aber ist weiter der Vollanschluss am Ganter-Knoten. Hier gibt es zwischen dem Rathaus und der Ganter Grundstücksgesellschaft (GGG) weiterhin keine Einigung.

Für Baubürgermeister Martin Haag war es „der positive Aufreger des Jahres 2017“, die deutlichen Fortschritte beim 325-Millionen-Euro-Projekt Stadttunnel. Für ihn sind „die schwierigen Planungsthemen am Ganter-Knoten gelöst“, Bund und Land haben zudem das Geld für die Weiterplanung bereitgestellt. Haag hofft, dass man in diesem Jahr gemeinsam mit dem für die Planung zuständigen Regierungspräsidium „einen riesigen Schritt nach vorne“ machen kann.

Direkt betroffen von der Planung sind Teile des Ganter-Areals, vor allem an der Ecke Schwarzwald- und Fabrikstraße. „Wir kennen die aktuelle Planung, bei den Verhandlungen mit der Stadt gibt es aber noch keine Fortschritte, auch weil noch offen ist, wie viel Fläche genau die Stadt von uns haben möchte“, sagt GGG-Geschäftsführer Hartmut Martin. Und was man dafür bekomme.

„Wir haben das Interesse, dass wir den Tunnel so bauen, dass möglichst wenig Eingriffe an Ganter-Gebäuden nötig sind“, sagt Haag. Er schätzt die Verhandlungen aber gar nicht als besonders kompliziert ein: „Wir können da ganz einfach zusammenkommen, wenn Ganter uns mit den Flächen hilft, helfen wir Ganter über das Baurecht für die geplante Bebauung.“

Genau dieses Baurecht ist derzeit die Verhandlungsmasse. Martin hatte sich mit Stadtplanungsamtsleiter Roland Jerusalem darauf verständigt, einen Architektenwettbewerb mit drei regionalen und drei überregionalen Büros zu starten. Dieser Prozess ist jetzt aber für drei Monate auf Eis gelegt, weil eine Vorgabe des Baurechtsamts lautet, dass zwischen der Brauerei im Westen des Areals und der geplanten Bebauung mit bis zu 350 Wohnungen im Osten zunächst eine Nutzung für die denkmalgeschützte Mälzerei gefunden werden muss.

Die soll dann gleichsam als Puffer zwischen dem Brauereibetrieb und dem Wohnen dienen. Martin spricht derzeit mit mehreren Firmen, für die die sehr attraktive, aber gebäudlich alles andere als triviale Mälzerei geeignet wäre. Erst wenn das geklärt ist, kann es planerisch auf dem Gelände weitergehen. Wenn die Stadtverwaltung aber weiterhin 50 Prozent sozialen Mietwohnungsbau fordere, dann könne Martin seinen Gesellschaftern eine Bebauung „nicht empfehlen“. Es werden noch einige Hektoliter gebraut, bis das Gordische am Ganter-Knoten gelöst ist.

Das Baudezernat wird sich derweil in den nächsten zwei, drei Jahren damit befassen, wie es nach dem Tunnelbau oberirdisch weitergeht. Dieses Projekt hört auf den Namen Dreisam-Boulevard, der, verspricht Haag, „hochwertige Freiräume“ bringen werde. Der fertige Stadttunnel werde Freiburg noch mehr aufwerten als die Neugestaltung des Rotteckrings – auch wenn sich viele das heute noch gar nicht vorstellen könnten.

Wann mit einem Spatenstich zu rechnen ist, dazu kann der Dezernent keine seriösen Angaben machen. Durch das sehr komplexe Verfahren mit einer Planfeststellung wie beim Schützenallee- und Kappler Tunnel könne es auch 2025 werden, „auch wenn wir das nicht hoffen“.

Foto: © Ganter