Historisches Handwerk #3 – Die Schildermacherin Land & Leute | 31.08.2020 | Arwen Stock
Sie ist das international bekannteste deutsche Produkt: die Kuckucksuhr. Ein Blick hinter die Kulissen in der Manufaktur Rombach & Haas und über die Schulter der Schildermalerin Conny Haas.
Ein Ausbildungsberuf ist der des Schildermalers für Kuckucksuhren schon lange nicht mehr. Conny Haas hat sich diese Kunst selbst beigebracht. Mit ihrem Mann Ingolf leitet sie den Familienbetrieb Rombach & Haas. Mittlerweile zählen Prinz William und Herzogin Kate, Wladimir Putin und andere Prominente zu ihren Fans.
Vorsichtig trägt Conny Haas mit einem feinen Pinsel rote Acrylfarbe auf das Uhrenschild auf. Das Modell ist einer der ersten Kuckucksuhren von 1738 nachempfunden. Das Blatt mit den römischen Zahlen zieren rote Blumen in jeder Ecke und ums Kuckuckstürchen. „Für diese Arbeit braucht man Muße“, erzählt die 59-Jährige. Für das Bemalen benötigt sie etwa drei bis vier Stunden, für aufwendigere Schilder sieben bis acht. „Das Maximum waren 24 Stunden“, berichtet Haas, die auf Wunsch die Kuckucksuhren auch mit Porträts oder dem Bundesadler verziert.
Umgeben von klassischen und modernen Kuckucksuhren in allen Farben sitzt sie an ihrem Arbeitstisch im Verkaufsbüro der Manufaktur Rombach & Haas in Schonach. Zur Schildermalerei kam die gebürtige Tribergerin über ihren Schwiegervater. „Probier’s doch mal“, sagte der einst zu ihr, denn auf den Schildern prangte damals noch ein Siebdruck. Es machte ihr Spaß, und so stieg sie in die Firma von Mann und Schwiegervater ein. „Wir haben großes Glück, dass meine Frau so gut malen kann“, sagt Ingolf Haas heute stolz. Der 58-Jährige ist in vierter Generation Uhrmacher, Inhaber des Familienbetriebs und Vorsitzender des Vereins die Schwarzwalduhr. Die beiden kreativen Schwarzwälder sind mittlerweile 39 Jahre verheiratet, leiten gemeinsam die Manufaktur, und die nächste Generation steht bereits in den Startlöchern.
Mit modernen Uhren und Slogans wie „Unser Herz schlägt Kuckuck“ haben Conny und Ingolf Haas als Erste den Markt für das berühmteste deutsche Traditionsprodukt aufgemischt. Nicht ohne Gegenwind, doch schon bald mit viel Erfolg. So kam es, dass die 1894 in einem alten Bauernhof in Schonach gegründete Firma heute sieben Mitarbeiter beschäftigt. Und während dereinst im Erdgeschoss noch ein Tante-Emma-Laden den Haupterwerb der Familie sicherte, befinden sich heute Werkstatt und Lager im historischen Ambiente.
Doch bis ihre Zeitmesser tickend an der Wand hängen, müssen diverse andere Fachleute ihren Beitrag leisten. Nur eine Schubkarrenlänge entfernt ist die Firma, die Rombach & Haas die Uhrwerke liefert, ebenso die Schreinerei, die Kasten für Kuckucksuhren und Zeiger fertigt und der Vogelmacher, der Kuckucke schnitzt. Auch der Pfeifenbauer für den Kuckucksruf arbeitet in Schonach. Die Figürchen liefert ein Schnitzer aus dem nahen Schönwald. Conny Haas’ Schilder werden am Ende noch patiniert und mit Firnis fixiert. Sie werden als Letztes eingebaut, bevor die Uhr in den Probebetrieb geht. Dann ist es endlich so weit: Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus der Uhr.
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Fotos: © Rombach & Haas, ars