„Bin nicht super krass“ – Luise Forberg setzt sich bei der Organisation ONE für globale Gerechtigkeit ein Politik & Wirtschaft | 26.06.2024 | Paula Brand

Gruppenbild von der Organisation ONE

Die Welt etwas besser machen. Das ist das Ziel von Luise Forberg. Die 18-Jährige aus Freiburg ist Jugend­botschafterin von ONE. Die Studentin (Politik und Geographie) trifft Politiker*innen und spricht mit ihnen über Lösungen für die Probleme einer globalisierten Welt. Im Interview mit Paula Brand erzählt sie von Erfolgen, Kindersoldaten und dem Gefühl, etwas ändern zu können.

f79 // Luise, was verbirgt sich hinter ONE?
Luise // ONE ist eine Organisation, die sich auf dem afrikanischen Kontinent für die Bekämpfung von Hunger, Armut und vermeidbaren Krankheiten einsetzt. Außerdem engagiert sich ONE für eine verstärkte finanzielle Unterstützung in der Entwicklungszusammenarbeit.

f79 // Wie kamst du dazu, dort Jugendbotschafterin zu sein?
Luise // Als ich zehn war, habe ich mal ein Buch über Kindersoldaten aus dem Regal meines Vaters genommen. Ich fand das so schlimm, dass ich Politik studieren wollte, um mich für Kinderrechte einsetzen zu können. Als ich 18 wurde, habe ich mich bei ONE beworben. Ich denke, dass ich dadurch etwas verändern kann.

f79 // Gibt es schon Erfolgserlebnisse?
Luise // Im Unterschied zu anderen Entwicklungsorganisationen hat ONE keine Projekte in afrikanischen Ländern. Bei uns ist der Fokus vor allem darauf, mit Politiker*innen zu reden, um das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. Man kann den Erfolg an den Aktionen messen, die wir machen.

Porträt: Luise Forberg

Engagiert sich mit großer Freude bei ONE: Luise Forberg

f79 // Du hattest ein Gespräch mit zwei Politikerinnen. Wie war das?
Luise // Wir hatten ein Gespräch mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Staatsministerin Sarah Ryglewski. Dabei ging es um deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Außerdem haben wir über die Nachhaltigkeitsziele der UN bis 2030 gesprochen. Es sieht gerade nicht so aus, dass sie erreicht werden. Frau Schulzes Lösung dazu ist, dass man noch mehr zwischen den Staaten zusammenarbeiten muss. Außerdem will sie noch mehr Partnerschaften schließen, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Die Frage ist, was sie wirklich macht und wie viel sie wirklich umsetzt.

f79 // Worauf willst du die Menschen aufmerksam machen?
Luise // Ich möchte auf die zunehmende Armut aufmerksam machen, die uns in den kommenden Jahren bevorsteht. Bis 2030 werden voraussichtlich 44 Millionen Menschen aufgrund von klimabedingten Krankheiten in die Armut abgleiten. Aber ich will auch, dass ich gesehen werde. Ich glaube, dass es Menschen erreicht, wenn sie wissen, dass ich jetzt nicht super krass bin. Sondern dass einfach jeder sich dafür einsetzen kann und einsetzen muss.

f79 // Was sind deine Aufgaben als Jugendbotschafterin?
Luise // Alles so ein bisschen. Hauptsächlich Aktionen planen. Zum Beispiel wollen wir in Freiburg Infostände auf Musikfestivals veranstalten, um Gespräche zu führen. Eine wichtige Aufgabe ist, Gespräche mit Entscheidungsträger*innen zu führen. Aber ich bin auch für Social Media verantwortlich.

f79 // Wie viele Jugendbotschafter seid ihr bei ONE? Wo seid ihr vertreten?
Luise // Wir sind in 7 europäischen Ländern vertreten. In Deutschland sind wir aktuell 56 Jugendbotschafter*innen, glaube ich. Und davon sind 17 dieses Jahr neu dazugekommen.

f79 // Was bekommst du dafür?
Luise // Das Gefühl, dass ich etwas verändern kann. Und zu sehen, dass das Thema Menschen in meinem Alter genauso am Herzen liegt wie mir. Das ist sehr schön.

Mitglieder der Organisation ONE, darunter Luise Forberg, mit Politikerin Svenja Schulze

Als Jugendbotschafterin trifft Luise viele Politiker*innen, darunter Svenja Schulze

f79 // Warum ist dir das Thema Gerechtigkeit so wichtig?
Luise // Weil diese soziale Ungleichheit zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden so extrem ist, dass man sich einfach dafür einsetzen muss. Weil Menschen im globalen Süden unter unserem Handeln leiden. Weil die Verantwortung für die Klimakrise vor allem vom globalen Norden ausgeht. Und die, die am wenigsten dazu beigetragen haben, leiden am meisten darunter.

f79 // Engagierst du dich noch in anderen Bereichen?
Luise // Ich bin Klimaaktivistin bei Fridays for Future. Und mache viel zwischendurch und nebenbei. Ich hab im Februar die Großdemo in Freiburg gegen Rechts mit­organisiert. Ich war auch in Lützerath dabei. Ich war in Rügen für ein Wochenende, weil da jetzt die LNG-Terminals gebaut werden sollen. Da haben wir mit dem Bürger­meister gesprochen und uns mit lokalen Initiativen vernetzt.

f79 // Was möchtest du später beruflich machen?
Luise // Ich wollte schon ziemlich früh in Hilfsorganisationen gehen. Ich hatte auch kurz überlegt, ob ich in die Politik gehe und Abgeordnete werde, aber das habe ich wieder verworfen. Ich sehe mich nicht auf der Seite, wo ich Kompromisse vereinbaren muss. Ich sehe mich eher auf der anderen Seite, die Politiker*innen zu erinnern, dass es nicht ausreicht. Dass jetzt gehandelt werden muss und dass viel mehr notwendig ist.

Info

ONE ist eine 2004 gegründete Gemeinnützige Gesellschaft mit Hauptsitz in den USA. Erklärte Ziele sind die Förderung politischer Bildung sowie die Bekämpfung von AIDS und vermeidbaren Krankheiten, Investitionen in Landwirtschaft sowie Armutsbekämpfung.

Die Finanzierung erfolgt durch Stiftungen oder Unternehmen. Öffentliche Spenden oder staatliche Mittel nimmt die Gesellschaft nach eigenen Angaben nicht an.

Fotos: © ONE