Dallmanns »letzter Deal« Dem ehemaligen FWTM-Chef wird ein doppeltes Spiel vorgeworfen Politik & Wirtschaft | 10.07.2018 | Lars Bargmann

Rotteckhaus-Freiburg-business-im-Breisgau

Die Unabhängigen Listen werfen dem ehemaligen Oberbürgermeister Dieter Salomon, der Angell-Chefin Antoinette Klute-Wetterauer und dem ehemaligen FWTM-Chef Bernd Dallmann „badischen Filz“ vor: „Eine Hand wäscht die andere.“ Ist das so?

In dem Schmierenstück geht es um das Rotteckhaus in der Innenstadt, in dem bislang die FWTM beheimatet war. Die Immobilie gehört noch der Freiburg-S-Wirtschaftsimmobilien GmbH (FWI) und bald der Carl von Rotteck GmbH & Co. KG, beides Töchter der Sparkasse Freiburg (70 Prozent) und der FWTM. Diese will mit den Einnahmen aus der Vermietung den Kapitaldienst für den frisch bezogenen Kopfbau an der Messe bedienen. Ursprünglich hatte die Evangelische Kirche ihr Interesse bekundet, dann aber nach monatelangen Prüfungen abgesagt.

Dafür hatte im März – nach ersten Gesprächen im vergangenen Dezember – die Internationale Studien- und Berufsakademie (ISBA) einen Mietvertrag unterzeichnet. Die Firma, bei der Dallmann neuerdings als (Teilzeit-)Geschäftsführer angestellt ist. Der 66-Jährige hatte den Vertrag als damaliger FWI-Geschäftsführer mitunterzeichnet. Nun wird gemutmaßt, dass die Mietbedingungen, die am 25. Mai zugunsten der Mieterin noch einmal verbessert worden sind, etwas mit Dallmanns Rolle bei der ISBA zu tun haben. Mittlerweile befasst sich eine Anwaltskanzlei mit der Angelegenheit.

Dallmann will sich zur Sache wegen des „laufenden Verfahrens nicht äußern“. Der politisch keineswegs unbeleckte Routinier hat sich hier erstaunlich instinklos gezeigt. Dem Vernehmen nach soll Salomon noch an seinem letzten Arbeitstag seinem einstigen Chef-Wirtschaftsförderer deswegen nur die Wahl gelassen haben, entweder von sich aus von seinem Vertrag als FWI-Geschäftsführer zurückzutreten oder vor dem Verfahren einer Vertragsauflösung zu stehen.

In der Pressemitteilung der FWTM vom 2. Juli hieß es dann, dass Dallmann seine Geschäftsführung zum Ende des Monats „niedergelegt“ habe. Der FWI-Aufsichtsrat habe dies „zur Kenntnis genommen“. Bezahlt wird er noch bis zum Jahresende. Es hat offenbar mächtig geraucht.

Nach Informationen des business im Breisgau zahlt die ISBA 13 Euro für den Quadratmeter. Exakt den gleichen Preis hatte die FWI auch der Kirche angeboten. Zwar wurde der ISBA-Vertrag im Mai noch einmal um 50 Cent auf diese 13 Euro reduziert, dies aber, weil die Akademie eine Kostenschätzung für den nötigen Umbau vorgelegt hatte, wonach sie erst einmal 1,6 Millionen Euro ins Gebäude stecken muss, bevor sie es nutzen kann. Der Vertrag läuft seit dem 1. Juli, ist aber – wegen des Umbaus – sechs Monate lang mietfrei gestellt.

Fakt ist also, dass hier der Tochter von Sparkasse und Stadt kein finanzieller Schaden entstanden ist. Dass Dallmanns Rolle mithin auf die Wirtschaftlichkeit der Vermietung, die übrigens in den Händen von Geschäftsführer Thomas ­Stoffel lag, keinen Einfluss hatte.

Die Jahresmiete beläuft sich bei der ISBA auf rund 220.000 Euro für 1400 gemietete Quadratmeter, zudem fließt die Miete des Tizio sowie die für den Sparkassen-Geldautomaten in die Kasse des Vermieters. Mit diesen Einnahmen soll der Kapitaldienst für fünf Millionen Euro finanziert werden – was nicht nur klappt, sondern noch ein bisschen Rendite abwirft.

Die Unabhängigen Listen fordern vom neuen Oberbürgermeister Martin Horn eine Untersuchung mit dem Ziel, den Mietvertrag rückgängig zu machen und das Haus auf seine Eignung als NS-Dokumentationszentrum zu prüfen. Klar ist, dass auch ein solches Zentrum siebenstellige Umbaukosten dokumentieren würde – unklar, wer dann die 220.000 Euro finanziert. Es ist keineswegs billig, dass Vogel und Keller mit dem Finger auf den Deal zeigen. Aber dass die beauftragte Kanzlei – juristisch – belastbares Fehlverhalten zutage fördert, ist sehr unwahrscheinlich.

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