Der Irrglaube vom günstigen Umland: S-Immo legt Wohnmarktbericht 2021 vor Politik & Wirtschaft | 15.07.2021 | bar

Die Immobiliengesellschaft der Sparkasse Freiburg (S-Immo) hat erstmals einen Wohnmarkbericht vorgelegt. Die Corona-Krise hat darin kaum Spuren hinterlassen.

Im neuen Bericht werden die Wohnlagen in fünf Bereiche von einfach bis top unterteilt. Die Datenbasis waren öffentliche Immobilien-Angebote von April 2019 bis April 2021. Die Angebotspreise wurden so bereinigt, dass sie den tatsächlich gezahlten Summen entsprechen. Demnach kosten etwa Einfamilienhäuser im Freiburger Osten aktuell zwischen 1,0 und 1,6 Millionen Euro, Wohnungen zwischen 4950 und 6600 Euro pro Quadratmeter, die Mieten liegen zwischen 13,10 und 20 Euro. Die Wohnungspreise sind binnen Jahresfrist um 4,6, die Mieten um 3,3 Prozent gestiegen.

Deutsche sind Aktienmuffel

In Emmendingen kosten Einfamilienhäuser in einfachen Lagen rund um 350.000 Euro, in Top-Lagen aber auch mal 1,3 Millionen. Wohnungen kosten je nach Lage 2000 bis 4400 Euro. Die Mieten liegen zwischen 7 und 14 Euro. Die Preissteigerungen für Häuser, Eigentums- und Mietwohnungen lagen im Schnitt bei rund 4,7 Prozent.

Das immer noch knappe Angebot fuße, so S-Immo-Geschäftsführer Oliver Kamenisch, auf zu wenig Bauland, aber auch auf den fehlenden Anlagealternativen. Die Deutschen seien zudem Aktienmuffel, deswegen würden sie auch jetzt, wo sich die Preise „auf Höchststand“ befänden, ihre Immobilien nicht verkaufen, sondern Sachwerten vertrauen. Oder sie finden zum Bestand keine passende Alternative auf dem Markt. Zusätzlich würden vor allem in Freiburg, getrieben durch die hohen Mieten, viele solvente Nutzer ins Eigentum drängen. Auch wegen der historisch niedrigen Zinsen.

»Extreme Preise für Rohstoffe«

Der Fachkräftemangel in der Baubranche, höhere behördliche Anforderungen, „extrem gestiegene“ Rohstoffpreise während der Corona-Krise heizten die Preise weiter an und erschwerten eine verlässliche Kalkulation für Bauherren und Bauträger. Durch die starke Preiserhöhung der letzten Jahre, auch bei den Mieten, fände ein Verdrängungswettbewerb statt. Einkommens- oder kapitalstarke Käufer können sich die Preise noch leisten. Untere Einkommensschichten oder Familien mit nur einem Einkommen würden zunehmend gezwungen, sich in Umlandgemeinden nach „günstigem“ Wohnraum umzuschauen.

Es sei aber ein Irrglaube, dass man im Umland viel bessere Chancen habe, eine passende Immobilie zu finden. Denn das Angebot sei auch dort mittlerweile äußerst knapp: „Der Verdrängungswettbewerb geht von Freiburg in die Umlandgemeinden in der Rheinebene und von dort dann in Richtung Schwarzwald“, so Kamenisch. Mit dem geplanten
Stadtteil Dietenbach sei zwar Baulandfläche in Aussicht, „aber wohl erst in vier, fünf Jahren“ auch beziehbar.

Info
Die 96-seitige Broschüre ist ab sofort über www.s-immobilien-freiburg.de/wohnmarktbericht kostenlos abrufbar.

Foto: © Pixabay / Michael Kreibig