„Die Entwicklung ist dramatisch“: Freiburg wird mediterran – Klimaschutzziele in Gefahr Politik & Wirtschaft | 22.02.2020 | Liliane Herzberg

ausgetrockneter Fluss

Wir schreiben das Jahr 2050. In Freiburg herrscht mediterranes (Urlaubs)Klima: Zitronenbäume, Palmen und heiße, trockene Sommer, aber auch Extremwetterereignisse, warme Winter ohne Schnee und zu wenig Niederschlag – das zumindest prophezeit Dirk Schindler, Professor für Umweltmeteorologie an der Universität Freiburg. Es werden Herkules anstrengungen benötigt, um noch etwas gegen das weitere Voranschreiten des Klimawandels tun zu können.

„Wenn alles zugrunde geht, bringen Zitronenbäume auch nichts mehr“, argumentiert Schindler und fasst zusammen, was längst ersichtlich ist: Der Klimawandel ist kein fernes Phänomen mehr, sondern auch in Freiburg am eigenen Leib spürbar. „Die Entwicklung zu mediterranem Klima ist dramatisch, dadurch entsteht ein enormer Wassermangel, der ja schon 2018 für einen Rückgang des Grundwassers gesorgt hat, ebenso wie für vermehrte Waldbrände“, so Schindler. Obwohl der Grundwasserspiegel auch 2019 um zwei bis drei Meter gesunken ist, bestehe kein Grund zur Sorge, beruhigt Klaus von Zahn, Leiter des Umweltschutzamtes Freiburg, „weil wir so viel Grundwasser haben, das wird uns absehbar nicht ausgehen“.

Klaus von Zahn und Dirk Schindler

Fordern Veränderung: Klaus von Zahn (l.) und Dirk Schindler nehmen Wirtschaft und Be­völkerung in die Pflicht.

Das Problem seien die fließenden Gewässer, denn diese werden phasenweise austrocknen und damit Flora und Fauna zu kämpfen haben. Auch die Wälder leiden unter der Wetterveränderung, den meisten heimischen Bäumen ist es zu heiß und zu trocken, was zu einem Baumsterben führt: „Unsere Buche galt immer als robuster Zukunftsbaum, bis erste 2019 überraschend wegen Hitze abgestorben sind. Jetzt gilt die Douglasie als Anpassungsbaum, aber die ist keine heimische Baumart“, erläutert von Zahn.

Außerdem gebe es einen Unterschied zwischen Klimawandel und Klimaanpassung: Anpassung meint, sich neuen Gegebenheiten anzupassen und darauf zu reagieren. Die „Biologische Automation“, die „Selbstreinigung“ des Waldes, könne aber nicht mehr greifen, weil der Klimawandel zu schnell vorangehe, so Schindler: „Stattdessen müssen stetig Bäume nachgepflanzt werden, der Schwarzwald wird in seinem Erscheinungsbild durch Ausfall und Ersetzung komplett verändert sein.“

Generell müssen sich die Freiburger an die neuen klimatischen Bedingungen anpassen – wie das bereits beim Stadtteil Dietenbach auch geplant ist: „Um Hitzeinseln vorzubeugen, wird beispielsweise mit zwei durch das Viertel gezogenen Grünflächen für Durchlüftung gesorgt. Außerdem wird der Stadtteil zur Kühlung sowie um Starkregen aufzufangen ausreichend begrünt“, erklärt von Zahn.

 

Fotos: © dpa/ Patrick Seeger, herz