Ende Gelände: Der Gewerbepark Breisgau ist so gut wie ausverkauft Politik & Wirtschaft | 08.08.2018 | Stefan Pawellek

Im Gewerbepark Breisgau gibt es bald keine Flächen mehr: Bei der Vergabe der restlichen acht Hektar ist Geschäftsführer nun wählerisch.

„Wir sind eine Erfolgsgeschichte, aber keine Blaupause für die Entwicklung von Gewerbeparks“, kommentiert Markus Riesterer, der Geschäftsführer der Gewerbepark Breisgau GmbH, der von der Kilchenmann-Ansiedlung erst durch unsere Redaktion erfuhr. Die 1994 von zwölf Kommunen und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes Bremgarten gegründete Gewerbeansiedlung sei daher auch kein Muster, das eins zu eins auf den geplanten binationalen Gewerbepark Fessenheim übertragen werden könne.

Man helfe zwar gerne mit Rat, doch die Ausgangslage sei eine andere: verschiedene Rechtssysteme, unterschiedliche Strukturen, was gehört dort wem? Wer hat dort wobei das Sagen? Eine ins Spiel gebrachte Beteiligung des Gewerbeparks als Miteigner des Areals sei zwar ein „charmanter Gedanke“, stehe aber überhaupt nicht zur Diskussion. Bislang sei jedenfalls im zuständigen Gremium der Verbandsversammlung hierüber nicht gesprochen worden; eine Kooperation sei aber irgendwann durchaus denkbar.

Diskussionen gab es viele, im Vorfeld und auch, als der Gewerbepark Breisgau eröffnet wurde: Auf insgesamt 581 Hektar Fläche wurden knapp 150 Hektar Bauland ausgewiesen, dazu kamen Verkehrswege, die Landebahn und stolze 348 Hektar Grünfläche. Damals gab es immer wieder Stimmen, das Projekt sei gescheitert – besonders zu jenem Zeitpunkt, als sich die Verbindlichkeiten, die zur Konversion des Geländes aufgelaufen waren, auf 25 Millionen Euro aufgetürmt hatten. Heute seien alle „mehr als zufrieden“.

Markus Riesterer: Freie Grundstücke sind rar.

Es war nicht einfach, den Standort bekannt zu machen, seine Vorteile herauszustellen – Autobahnanschluss, Bahnanschluss, Landebahn. Man tingelte von Messe zu Messe, schaltete Anzeigen und freute sich über jeden, der Interesse zeigte. Heute ist das ganz anders: 200 Firmen haben sich im Park angesiedelt, fast 2500 Arbeitsplätze sind entstanden – und es gibt kaum noch Flächen, die vermarktbar wären.

Übrig sind nur noch 80.000 Quadratmeter, für die es bereits zwei Interessenten gebe, über die sich Riesterer beharrlich ausschweigt und nur so viel sagt, dass einer der beiden aus dem produzierenden Bereich komme und sich mit Systemen zur Energieeinsparung beschäftige.

Zu diesen Flächen gesellen sich noch solche, die derzeit für Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden und ab 2019 in die Erschließung kommen sollen sowie gut 20 Hektar Erweiterungsgrundstücke, die rund zur Hälfte bebaut werden könnten.

»Wir sind wählerischer geworden«

Ende 2018 sollten alle dazu rechtlich erforderlichen Beschlüsse vorliegen und die Unterlagen dem Landratsamt zur Genehmigung vorgelegt werden. Dann aber ist wahrlich „Ende Gelände“.

„Wir sind wählerischer geworden“, sagt Riesterer. Und teurer. Kostete von 1994 bis etwa 2009 der Quadratmeter rund 45 Euro, liegt er heute für Firmen im flugaffinen Bereich bei rund 120 Euro, für andere Betriebe bei 90 Euro. War man 1994 beinahe um jedes Unternehmen froh, das sich ansiedeln wollte, fokussiert man sich heute auf Betriebe, die emissionslos arbeiten, architektonisch interessante Gebäude errichten, Arbeitsplätze schaffen und sichere Gewerbesteuerbringer sind.

Im Branchenmix sind heute Firmen der Medizintechnik, Logistik, produzierende Betriebe, Dienstleister und Handwerk zu finden. Auch der Stuttgarter Autobauer Daimler ist temporär im Bremgarten zu finden: Der „Taxiway“ des Flughafens wird für Tests an den Hersteller vermietet, der dort seine Fahrzeuge oder die der Tochter Evo-Bus testet.

Längst sind die Anlaufkosten beglichen, fließt aus dem Park Geld in die Kassen der beteiligten Gemeinden, 2017 insgesamt zwei Millionen Euro. Im Januar 2018 wurde rund eine Million Euro ausgezahlt und für das Jahresende rechnet Riesterer mit einer weiteren Sonderausschüttung. Verteilt wird das Geld nach dem Anteilsschlüssel, so bekommt beispielsweise Freiburg 30 Prozent, Bad Krozingen zehn Prozent oder Hartheim 15 Prozent. Doch das ist nicht alles: Die Gemarkungsgemeinden und auch die Parkverwaltung selbst profitieren anteilig auch von der Gewerbesteuer. Wie viel Geld das in die eigene Kasse spült, will Riesterer nicht preisgeben.

In den vergangenen fünf Jahren haben sich die Aufgaben der Verwaltung stark geändert. Die Kommunen hatten 1994 an den Zweckverband Rechte abgegeben: „Wir sind eine klassische Verwaltung“, sagt Riesterer. So gibt es eine eigene Kämmerei, Kassenverwaltung, ein eigenes Bauamt; man setzt Abwasser- und Wassergebühren fest, erarbeitet Bebauungspläne; dieser „hoheitliche Bereich“ wird bleiben, immer wichtig sein, lediglich seine Schwerpunkte ändern. Anderes wird weniger, fällt weg: Marketing gehört dazu, Messebesuche sind völlig eingestellt, es gibt kaum noch Abbruchmaßnahmen, deutlich weniger Bauanträge werden in den nächsten Jahren erwartet.

Was bleibt, ist, den Park auf dem neuesten Stand zu halten: Digitalisierung, Breitbandverkabelung, Anschluss an den ÖPNV. Der Geschäftsführer bald ein gehobener „Facility Manager“? Riesterer hört das nicht gern, räumt aber auf Nachfrage ein, dass seine 2017 auf fünf Jahre verkürzte Vertragslaufzeit und die Ausgestaltung als 50-Prozent-Stelle ein wenig damit zu tun habe. „Ich will den Park mit der Erweiterung noch zu Ende bringen“, sagt er. Aber viel mehr bleibe eben nicht mehr zu tun.

Da sind die Dauerbeschwerden der Bürgerinitiative „AFLIG e.V. – Gemeinsam gegen Fluglärm“, der der im Vergleich zum früheren Nato-Flugplatz viel geringere Flugbetrieb immer noch ein Dorn im Auge ist und deren Beschwerden teilweise kuriosen Charakter aufweisen.

Und da ist noch der Bau der regionalen Feuerwehrübungsanlage, für die soeben eine Mitteilung des Landes auf Riesterers Tisch flatterte, wonach das Land 70 Prozent der förderfähigen Baukosten in Höhe von 2,7 Millionen Euro übernimmt. Das Angebot der Übungsanlage geht an die Feuerwehren Freiburgs, des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen und Lörrach sowie deren Werkfeuerwehren. Errichtet werden sollen eine Heißausbildungsanlage, ein Übungsturm und Übungseinrichtungen auf Straße und Gleis, für den Umgang mit Gefahrstoffen sowie eine Atemschutzübungsstrecke mit Schulungsgebäude.

Knapp 25 Jahre nach dem Start ist der Gewerbepark zu einem funktionierenden Gebilde geworden, dessen ökonomische Strahlkraft und Bedeutung für die gesamte Region wichtig und spürbar ist. Wer sich, wie jetzt die Firmen Bucher, Dachser und Kilchenmann, hier ansiedeln und von der modernen Infrastruktur profitieren will, hat nicht mehr viel Zeit: Die Tore des Parks beginnen sich zu schließen.

Fotos: © Oliver Münzer – Swing Europe, spk