Bauverein bilanziert robust und kippt Umzug auf den Güterbahnhof Politik & Wirtschaft | 19.07.2018 | Lars Bargmann

Der Bauverein Breisgau hat 2017 rund 33 Millionen Euro in den Wohnungsbau investiert und 4,1 Millionen Gewinn gemacht. Obwohl die Miete im Schnitt bei 6,41 Euro liegt. Die Chefs wünschen sich mehr politische Unterstützung.

Seit 2007 investierten die Genossen rund 250 Millionen Euro in bezahlbaren Wohnraum. Bis 2027 soll es noch einmal so viel sein. Das berichteten die Vorstände Marc Ullrich und Jörg Straub bei der Vorlage des Geschäftsberichts für 2017. Die Bilanzsumme wuchs um 8,6 auf 279 Millionen Euro.

Entscheidender als die großen Zahlen ist aber eine kleine: 6,41. So viele Euro kostet im Schnitt ein Quadratmeter Wohnraum bei Freiburgs größter und ältester Baugenossenschaft. „Damit sind wir der günstigste Anbieter in der Region“, sagte Ullrich. „Die preisdämpfende Wirkung von Baugenossenschaften ist heute wichtiger denn je“, so der Aufsichtsratsvorsitzende Martin Behrens.

10,9 Millionen Euro steckten die Genossen in die Modernisierung der 4817 eigenen Wohnungen, 19,6 Millionen in den Bau neuer Miet- und 2,3 in den Bau von Eigentumswohnungen. „Mit unseren Investitionen sichern wir in der Region viele Arbeitsplätze“, betonte Ullrich. Auf der Einnahmeseite stehen 33,6 Millionen Euro aus der Vermietung, 4 aus dem Verkauf von fünf Reihenhäusern und einer Gewerbeeinheit, 1,5 aus Dienstleistungen. Soeben abgeschlossen ist das 13-Millionen-Euro-Projekt Carl-Sieder-Hof. An der Elsässer Straße wohnen und arbeiten heute 200 Menschen, wo vorher auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück nur fünf Doppelhäuser standen.

Bauverein bleibt in Zähringen

Auf Nachfrage des business im Breisgau erklärt Ullrich, dass der noch unter dem Vorgänger Reinhard Disch geplante Umzug der Geschäftsstelle an den Güterbahnhof ad acta gelegt wurde: „Betriebswirtschaftlich macht das keinen Sinn.“ Die Genossen verlängern daher im Nachbargebäude an der Zähringer Straße einen Ende 2019 endenden Mietvertrag nicht und erweitern lieber auf diese Flächen, als teuer für sich selbst zu bauen. Das dafür anvisierte Haus C auf dem Güterbahnhof wird an die Freiburger Treubau AG verkauft, die dort ihre neuen Firmenräume beziehen wird. In den beiden anderen Häusern erstellen die Genossen 57 bezahlbare Mietwohnungen. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein.

Auf den Gutleutmatten baut der BVB zwölf Mietwohnungen auf einem Grundstück, das eine Kluft zwischen dem von der Freiburger Politik Gesagten („alles tun für preiswerten Wohnraum“) und Getanem aufzeigt: Denn die Ausnutzung des von der Stadt nicht günstig gekauften Grundstücks mit nur vier Geschossen sowie das Verbot eigener Stellplätze – „wir mussten die stattdessen teuer von der Freiburger Stadtbau kaufen“ – machen das Projekt wirtschaftlich zu einem Subventionsgeschäft. „Wir bauen da nur, weil wir unserer älter werdenden Bewohnerschaft in den Gartenstadt-Reihenhäusern barrierefreies Wohnen im Umfeld ermöglichen wollen“, so Ullrich.

Kritik am Gestaltungsbeirat

In Opfingen wollten die Genossen schon lange bauen, der Gestaltungsbeirat legte das Vorhaben aber erst einmal auf Eis, weil die Planung in einen Masterplan eingefasst werden soll. Der nebenamtliche Vorstand Gerhard Kiechle ist Opfinger und sagt: „Ich verstehe die Argumentation nicht. Das, was da mit einbezogen werden soll, die Schule, die Halle, der Kindergarten, wird sich in den nächsten Jahren gar nicht verändern. Hier wird einfach Wohnraum verzögert.“

Ullrich appelliert erneut an die Politik, den Genossenschaften beim Kauf von Grundstücken zu helfen: „Wenn Bauträger pro Quadratmeter 6000 Euro für Eigentumswohnungen aufrufen, können wir mit unserem bezahlbaren Mietwohnungsbau bei den Angeboten einfach nicht mithalten. Die Politik muss uns hier helfen.“

Zu den aktuellen Bauvorhaben zählt auch das Uni Carré, wo der BVB derzeit 141 Mietwohnungen mit einer Durchschnittsmiete von 9,90 Euro baut. Mitten in der Stadt, mit perfekter Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr. Auch wenn in Freiburg die 141 durchaus eine große Zahl ist: Auf der Wohnungswarteliste beim BVB stehen rund 2000 Namen. Und die haben noch einmal 2000 Familienangehörige.

Visualisierung: © Laux Architekten