„Gesunde Geschäftsentwicklung“: Familienheim blickt auf Corona-Jahr zurück Politik & Wirtschaft | 17.07.2021 | Till Neumann

Die Freiburger Baugenossenschaft Familienheim hat Ende Juni Jahresbilanz gezogen. Sie zeigt sich nahezu unberührt von der Pandemie. Die Vorstände Anja Dziolloß und Alexander Ehrlacher sind mehr als zufrieden. Für die Knautschzone Quäkerstraße ist eine jahrelange Pause anberaumt.

„Wir stehen auf soliden Füßen“, betonte Dziolloß bei der Pressekonferenz. Trotz der Pandemie habe die Baugenossenschaft „erfolgreich Maßnahmen durchführen können“. Bei der Familienheim heißt das konkret: Sie hat im vergangenen Jahr 9,5 Millionen Euro in den Erhalt ihrer Mietwohnungen investiert. Für den Neubau waren es 1,7 Millionen Euro. Die Investitionen sind konstant: In den vergangenen fünf Jahren hat die Baugenossenschaft in Bestand und Neubau 56,6 Millionen investiert. Das Bilanzvermögen erhöhte sich um 1,1 auf 160,7 Millionen Euro. Ein erwirtschafteter Jahresüberschuss von 2,8 Millionen Euro kommt auch den 8510 Mitgliedern zugute: Sie bekommen eine Dividende von vier Prozent.

Fleißig am Sanieren: Die Baugenossenschaft Familienheim um die Vorstände Anja Dziolloß und Alexander Ehrlacher.

Stolz sind die zwei Vorstände auf die energetische Sanierung ihrer Wohnungen. „Wir leben Nachhaltigkeit“, sagt Dziolloß. Von den 2717 Wohnungen würden 56 Prozent energieeffizient oder mit Hilfe regenerativer Energiequellen beheizt. Seien Sanierungen fällig, könnten Mieter·innen in Ersatzwohnungen ziehen. Nach einigen Wochen dürfen sie zurück in „vollkommen instandgesetzte Wohnungen“ – ohne Mieterhöhung.

Zufrieden sind die Chefs auch mit den Mietpreisen: Im Schnitt zahlten Mieter·innen 7,15 Euro pro Quadratmeter, berichtet Ehrlacher. Das seien 16 Prozent weniger als der Freiburger Mietspiegel mit 8,56 Euro pro Quadratmeter. Lediglich 113 Mieterwechsel habe es gegeben. Ehrlacher ist überzeugt: „Bei uns fühlen sich die Leute wohl.“
Zu schaffen macht aber der knappe Wohnraum in Freiburg. „Eine Nachverdichtung ist nur bedingt möglich“, sagt Dziolloß. Zudem hätten sich die Baukosten seit dem Jahr 2000 um 80 Prozent verteuert. Und jetzt kommen auch noch mangelnde Rohstoffe dazu. Der Investitionsschwerpunkt 2020 war das Viertel Betzenhausen. Allein dort sind 4,6 Millionen Euro in Sanierungen und Modernisierungen geflossen.

Turbulent ging es in den vergangenen Jahren in der Wiehre zu. Die Baugenossenschaft stand im Clinch mit der Stadtverwaltung und lieferte sich ein offenes Duell mit Oberbürgermeister Martin Horn. Anlass war die Absicht der Familienheim, Häuser aus den 50er-Jahren an der Quäkerstraße abzureißen. Der Gemeinderat veranlasste daraufhin die Prüfung auf Erlass einer sozialen und einer städtebaulichen Erhaltungssatzung.

Jetzt verkünden die zwei Vorstände nach einem Gespräch mit Horn: „Die Situation ist zu komplex, um eine kurzfristige Lösung in diesem Wohngebiet herbeizuführen.“ Für drei bis fünf Jahre sollen die Planungen ruhen. Ziel ist, sich mit der Bauverwaltung und dem Referat für bezahlbares Wohnen abzustimmen und ein neues Konzept zu erarbeiten.

Fotos: © Familienheim Freiburg