„Kein Massenprodukt“: Kleine Familienbrennerei überzeugt mit „maidli GIN“ Politik & Wirtschaft | 06.08.2018 | Isabel Barquero

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Gin entwickelt sich immer mehr zum Trendgetränk. Der Wacholderschnaps zählt für Kenner zu den feinsten Spirituosen der Welt. Nicht nur die Industrie hat Gin für sich entdeckt, auch regionale Destillerien produzieren in Handarbeit selbst gebrannte Gins und sorgen für eine beachtliche Geschmacksvielfalt. So auch die kleine, familiengeführte „Hausbrennerei Wuchner“ aus Heuweiler. Mit ihrem „maidli Gin“ haben sie bereits Goldstatus erreicht.

Wacholder, aromastarke Kräuter, Beeren, Gewürze – Zutaten, die dem „maidli GIN“ den Charakter geben. Seit mehr als 100 Jahren ist die Familie Wuchner in der Kunst des Obstbrennens zu Hause. Die heutige Generation – Markus Wuchner, seine Lebensgefährtin Heike Kraft und sein Sohn Philipp – hat das Sortiment vor zweieinhalb Jahren erweitert. Drei Gins gibt es nun – für jeden Geschmack sei etwas dabei.

Markus Wuchner kann die Gin-Produktion als Außendienstler nur nebenberuflich betreiben. Zeit dafür bleibt lediglich abends, samstags und im Urlaub. „Man opfert dafür gerne seine Freizeit“, sagt Kraft. Ihr Umzug von Berlin nach Heuweiler war einer der Gründe für den Beginn der Gin-Brennerei. Einem Trend würden sie nicht folgen: „Wir brennen Gin aus jahrelanger Leidenschaft und Freude. Wir wollten einen hochwertigen regionalen Gin kreieren.“

Begonnen hat es mit dem Dry Gin namens Blend 01. Blend 02 und 03 sind New Western Gins und enthalten dreimal so viele Zutaten wie der Dry Gin. Wichtig für einen guten Gin sei, neben den qualitativ hochwertigen, vorwiegend einheimischen Kräutern, auch gutes gefiltertes Quellwasser und der behutsame Brennvorgang als Solches, so Markus Wuchner.

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Gin-Fan und Chefbrenner: Markus Wuchner

Die Brennerei wird, anders als bei Industrieherstellern, mit Holz befeuert. Das erfordere ständige Beobachtung und verlangsame den Vorgang. „Der reine Brennvorgang dauert bei uns einen Tag lang. Es läuft bei uns sehr langsam raus, das ist so gewollt“, berichtet der Chef. Etwa 45 Liter Gin seien das Resultat, der anschließend noch gefiltert und verdünnt wird.

Die richtige Rezeptur für den perfekten Gin zu finden, habe bis zu einem halben Jahr gedauert, erzählt der 52-Jährige. „Durch Experimentieren und Testen sind letztlich unsere drei Sorten entstanden.“ Die 0,5-Liter- Flasche mit der „Maidli“ in Tracht auf dem Etikett kostet 37 Euro.

Erhältlich ist der „maidli GIN“ in Getränkemärkten, Spirituosen-, Tabak- und Feinkostläden in Freiburg und Umgebung, aber auch in Karlsruhe und am Bodensee. „Wir möchten den Gin nicht überall vertreiben, es soll ein regionaler und hochwertiger Gin bleiben. Wir wollen nicht in jedem Supermarkt vertreten sein“, sagt Wuchner. Es sei kein Massenprodukt, denn „das können wir gar nicht leisten“.

Die Maidlis kommen an: „Jeder, der unseren Gin getrunken oder gekauft hat, kommt in der Regel wieder“, sagt Kraft. Markus Wuchner bestätigt: „Das Nebengewerbe rentiert sich, wir kommen im Plus raus.“ Alle drei Blends wurden 2017 beim Craft Spirits Festival DESTILLE BERLIN mit Gold für 02, Silber für 01 und Bronze für 03 prämiert, „das war ein besonderes Highlight für uns“, sagt der Chefbrenner.

Ein größeres Sortiment ist nicht geplant. Immer wieder werden limitierte Editionen gebrannt. Ein neuer, exklusiver Gin steht schon in den Startlöchern. Mehr will Wuchner nicht verraten. Auf dem Etikett der schwarzen Flasche soll ein „echtes Maidli“ abgebildet sein. „Wir haben ein Maidli in die originale Glottertäler Tracht aus dem 18. Jahrhundert gesteckt und fotografieren lassen für das Etikett unserer neuen Edition“, verkündet Wuchner stolz. Ohne Bollenhut, dafür aber mit einem knallgelben Zylinder.

Fotos: © Hausbrennerei Wuchner