Markantes an der Magistrale: Volksbank-Areal setzt starken Impuls an der Bahnhofsachse Politik & Wirtschaft | 14.07.2021 | Lars Bargmann

Volksbank Blickfang am Bahnhof: Im Gebäude sind Bank, Aula, Hotel, Einzelhandel und Büros untergebracht.

Die Volksbank Freiburg hat zusammen mit dem Breisgauer Katholischen Religionsfonds (BKR) Mitte Juli das Volksbank-Areal am Hauptbahnhof offiziell eröffnet. Mindestens 105 Millionen Euro hat das vom Star-Architekten Hadi Teherani geplante Gebäude gekostet. Es setzt eine weitere städtebauliche Dominante an der Bahnhofsachse. Weitere werden folgen. Die Frage ist, wann.

Für Freiburgs Oberbürgermeister Martin Horn war es eine der ersten Amtshandlungen, als er im Oktober 2018, damals noch als Amtsverweser, bei der Grundsteinlegung sprach. „Zwölfgeschossige Neubauten sind in Freiburg nichts Alltägliches, ich erhoffe mir nun Multiplikatoreneffekte auf die nähere Umgebung“, sagte Horn jetzt bei der Eröffnung. Dass das Gebäude durchaus noch ein, zwei Etagen mehr vertragen hätte, ist keine exklusive Einschätzung des Volksbank-Vorstandsvorsitzenden Uwe Barth.

84 Millionen Euro hat die Bank bezahlt, 21 Millionen der BKR, „plus vier Prozent“, wie Stiftungsvorstand Johannes Baumgartner auf Nachfrage sagte. Barth, der schon vor sieben Jahren auf Baumgartner wegen einer gemeinsamen Bauherrenschaft zugegangen war, erzählte im Gespräch mit dem business im Breisgau noch, dass das Gebäude durch die Vermietungen ans Hotel Courtyard by Marriott, an Einzelhändler, Kanzleien und andere Firmen fünf Prozent Rendite bringe. Das sind 420.000 Euro.

Volksbank

Gasse mit Turm und Türmchen.

Baumgartner, der fürs Ursula-Gymnasium unter anderem eine durchaus beeindruckende Aula für mehr als 600 Besucher bauen ließ, freut sich über ein „Ausrufezeichen fürs Thema Schule und Bildung, aber auch für die Stiftungen der Erzdiözese“, die ebenfalls nun eine neue Heimat haben. Was durch ein Logo an der Fassade auch ablesbar ist.

Drei Viertel der Investitionen, für deren Verwendung als Generalplaner die Ed. Züblin AG verantwortlich war, sind an Firmen in einem 50-Kilometer-Radius um Freiburg geflossen, sagte der Freiburger Bereichsleiter Carsten Brosch. Die Zusammenarbeit mit Züblin „hatte schon Handschlagqualität“, lobte Barth. Für ihn sei der Bau, „unser neues Tor zur Stadt“, auch nebenberuflich „total spannend“ gewesen. Und lehrreich. Die Volksbank werde nun aber nicht ins Bauträgergeschäft einsteigen – man werde der eigenen Kundschaft keine hauseigene Konkurrenz machen. Gleichwohl sei man bereits „in mehrere Immobilien, auch bundesweit“ investiert.

Attraktive Architektur: Schnewlin 10 und Milestone 2 (unten).

Mit 105 Millionen Euro ist das Volksbank-Areal – die Genossen waren schon seit 1974 vor Ort – bislang das teuerste an der Bahnhofsachse. Zwar investiert die Strabag-Real-Estate GmbH allein auf dem Alten Posthof rund 240 Millionen Euro, dies aber in neun Gebäude. Der Gebäuderiegel „Xpress – Business in Freiburg“ hatte 45 Millionen verschlungen. Das Haus mit der schiefen Ecke an der Schnewlinstraße am Zubringer etwa 12 Millionen.

Milestone 2

Dies, der zehngeschossige Milestone 2 und der Volksbank-Neubau sind die architektonisch ambitioniertesten Projekte an der sogenannten Businessmile – von der Ecke Bismarckallee und Friedrichstraße bis zum Basler Tor misst die Achse etwa eine Meile. Dort, an der Ecke Heinrich-von-Stephan- und Basler Straße, entsteht derzeit zudem der Schlusspunkt auf dem Moser-Areal. Hier darf man gespannt sein, ob die Bau-Firma an ebenfalls städtebaulich markanter Stelle auch eine anspruchsvolle Fassade schafft.

Volksbank

Zeitzeugen von gestern: Die beiden Hochhäuser an der Ecke Bismarckallee und Friedrichstraße.

Am anderen Ende gibt es indes seit mehr als zwölf Jahren ein Hickhack ums sogenannte Europaviertel. Am 2. Dezember, man schrieb das Jahr 2009, hatte der Gemeinderat das Aufstellen eines Bebauungsplans beschlossen. Hernach hatte Projektentwickler Peter Unmüßig gemeinsam mit dem Rathaus einen Ideenwettbewerb ausgelobt, einen Sieger gekürt, dessen Ergebnisse aber nie umgesetzt.

Spuren der Verwüstung: So sah die alte Volksbank-Zentrale aus, nachdem die Bagger die ersten Ecken  angeknabbert hatten.

Weil sich Unmüßig nicht mit zwei anderen Eigentümern einigen konnte und der Entwurf ein 16-stöckiges Hochhaus vorsah, das einen „Maßstabsbruch“, so steht es in einer gemeinderätlichen Drucksache, bedeutet hätte. Höchstens 43 statt 64 Meter, höchstens zwölf Geschosse, lautet das Votum von Politik und Verwaltung für die Ecke. Wie fürs Volksbank-Areal auch. Warum für den Bahnhofsturm, der seine Nase 66 Meter in den Himmel streckt, eine 20 Meter hohe Abstandsregel gilt, erschließt sich dem Laien nicht.

Volksbank

Beim Rohbau hatten die Bauarbeiter zuweilen keine frei Hand für die Kippe.

An dieser Ecke steht jedenfalls heute ein architektonisch allenfalls „lieblos“ zu nennendes Hochhaus, das jetzt schon zwölf Etagen hat. Daneben das zehngeschossige Gebäude, in dem die Volksbank als Zwischenmieter war und das der CLS Holdings plc mit Sitz in London gehört.

Volksbank

Auch von hinten schick: Blick vom Schulhof auf die Aula.

Horn sagte bei der Eröffnung, das neue Volksbank-Gebäude werde „sicherlich nicht die letzte städtebauliche Veränderung in dieser Gegend bleiben“. Wenn das neue Volksbank-Areal dafür die Messlatte gelegt hat, braucht es Entwickler und Investoren mit Sprungfedern.

Eröffnung Volksbank-Areal

Nun ist es offiziell: Martin Horn (l.), Uwe Barth und Johannes Baumgartner (r.) beim symbolischen Bandschnitt.

Info

Das Volksbank-Areal
Bruttogeschossfläche: 43.000 m²
BGF Tiefgarage/Technik: 18.000 m²
BGF Volksbank: 11.000 m²
BGF vermietete Flächen: 6000 m²
BGF Hotel: 5000 m²
BGF Aula und Büros BRK: 4000 m²
Umbauter Raum: 170.000 m³
Verbauter Beton: 25.000 m³
Verbauter Stahl: 3800 t
Verbautes Glas: 9090 m²
Baugrubenvolumen: 1065 Schiffscontainer

Historie
> 2012/13: Machbarkeitsstudie
Drees & Sommer
> 2014/16: Projektentwicklung
Strabag Real Estate
> 2015/17: Architektenwettbewerb
> 10/2017 bis 08/2018: Abbruch
> 24.10.2018: Grundsteinlegung
> 11.12.2019: Richtfest
> Juni 2021: Umzug
> 8.7.2021: Offizielle Eröffnung

Fotos: © Britt Schilling für Volksbank Freiburg, bar, Klaus Polkowski