Raus aus dem Spagat: Sütterlin trennt sich von Honda Politik & Wirtschaft | 09.07.2018 | Lars Bargmann

Das 1949 gegründete Autohaus Sütterlin trennt sich zum Ende des Jahres von Honda. Von der Entscheidung betroffen ist sowohl das Auto- als auch das Motorrad-Geschäft. „Wir wollen uns mit voller Kraft der Marke Škoda widmen“, sagt Inhaber Marcus Sütterlin.

1962 verkaufte Sütterlins Großvater am alten Stammsitz in Merzhausen die erste Honda auf zwei Rädern, 1986 kamen die ersten Autos – vor allem der Accord und der Civic – dazu. Ende des Jahres wird dieses prägende Kapitel in der Unternehmensgeschichte endgültig geschlossen: Das Honda-Geschäft mit den Autos trug zuletzt nur noch ein Fünftel zum Umsatz bei, war aber genauso aufwendig wie das gut laufende mit Škoda, das erst zwölf Jahre alt ist.

Zudem hätten erneut gewichtige Investitionen auf der Honda-Agenda gestanden, was in keinem Verhältnis zum Ertrag gestanden wäre. „Wo liegt die wirtschaftliche Kraft, wie ist die Entwicklungsfähigkeit unserer Produkte?“ Das haben sich Sütterlin und sein neuer Geschäftsführer Pascal Probst gefragt. Die Antwort: Škoda.

Fokussiert auf Škoda: Pascal Probst (30), arbeitet schon seit zwölf Jahren für Marcus Sütterlin (r.).

So verließen im vergangenen Jahr 348 Škodas das Autohaus an der Tullastraße. Aber nur 76 Hondas – im Jahr 2005 waren es noch 350. Honda gibt auf dem deutschen Markt insgesamt nur sehr verhalten Gas. Als Sütterlin Ende 2017 bei den Verantwortlichen von Honda Deutschland in Frankfurt seine Beweggründe erklärte, waren die fast schon zu sachlich, um noch ein Umdenken einzuleiten. Und die Motorräder waren – trotz 217 verkaufter Modelle im Vorjahr – auch schon länger nicht mehr von tragender wirtschaftlicher Bedeutung.

Škoda ist hingegen ein wachsender Marktteilnehmer und den könne man mit Beginn des neuen Jahres nicht nur auf der kompletten Fläche im Autohaus inszenieren, sondern das eigene Knowhow auch weiter professionalisieren. „Das gelingt uns kompromisslos nur dann, wenn wir uns auf eine Sache konzentrieren, ansonsten stünden wir vor einer Zerreißprobe mit allen Schwierigkeiten“, sagt Sütterlin und kündigt an, dass die Zahl der Mitarbeiter, aktuell rund 40, dennoch fast gleich bleiben wird.

Die Honda-Spezialisten werden bereits im Laufe des Jahres für neue Aufgaben geschult, Honda-Kunden können aber auch über den Jahreswechsel hinaus in die Werkstatt kommen – allerdings nur auf vier Rädern. Die nächste Zweirad-Werkstatt liegt in Offenburg. Der nächste Honda-Autohändler sitzt in Emmendingen. Ob es in Freiburg wieder einen geben wird? Darauf würden die wenigsten wetten, wenn ein Traditionsbetrieb wie Sütterlin es nicht mehr sein will.

Mit pur Škoda will Sütterlin nun nicht nur die Position als umsatzstärkster Betrieb in Südbaden festigen, sondern weiter ausbauen.

Fotos: © Achim Keller