Die Sparkasse Markgräflerland konzentriert in Weil Politik & Wirtschaft | 05.08.2018 | Stefan Pawellek

Die Sparkasse Markgräflerland muss einen Standort-Streit managen. Ein ehemaliger Bürgermeister kritisiert dabei Müllheims Stadtoberhaupt Astrid Siemes-Knoblich.

Die war 1972 aus einer Fusion der Kassen in Müllheim und Weil hervorgegangen – mit der Maßgabe zweier gleichberechtigter Hauptsitze. Und diese, so steht es im Fusionsvertrag, sollen in
gleichem Maße gefördert und weiterentwickelt werden. Das sei nicht mehr der Fall, sagen Kritiker und sehen einen „gravierenden Zentralitätsverlust“ für Müllheim, denn der Vorstand plant bis 2020 die internen Abteilungen, derzeit auf drei Standorte verteilt, an einem zusammenzu- fassen – in Weil.

Am Rande des dortigen Messeplatzes soll ein Neubau entstehen, der Standort wurde nach einer Analyse durch die Uni Hannover gewählt und ist von den Gremien bereits abgesegnet – was insbesondere Müllheims Stadtoberhaupt Astrid Siemes-Knoblich, Verwaltungsratsmitglied, harsche Kritik einbringt. Wortführer ist Altbürgermeister Hans-Peter Sänger, dem auch Gegner bescheinigen, Müllheim entscheidend vorangebracht zu haben. Er war es, der 1972 die Fusion angeregt und den Fusionsvertrag mit ausgehandelt hatte. Sänger will nicht einsehen, dass sein weitsichtiges Werk von der Zeit überholt wurde und nun nachjustiert werden muss, weil sich das Bankgeschäft rasant wandelt.

Bürgermeister kritisiert Bürgermeisterin

„Wir müssen einfach, um zukunftsfähig zu sein, unsere Strukturen straffen“, begründet Feuerstein (Bild). Eine Zentrale für alle internen Aufgaben in Weil, vier große Kundencenter in Weil, Müllheim, Neuenburg und Grenzach und mehrere Geschäftsstellen – so werde die Sparkasse Markgräflerland 2020 aussehen. In Weil sollen im 20 Millionen Euro teuren Neubau ab 2020 rund 190 Beschäftigte arbeiten, in Müllheim 50 – statt heute 40 – im Kundengeschäft.

„Augenwischerei“, rufen die Kritiker – und haben nicht unrecht: Derzeit arbeiten insgesamt 140 Mitarbeiter in Müllheim. Von den 100, die ihren Arbeitsplatz wechseln müssen, wohnten, so Feuerstein, nur 25 in Müllheim, 75 südlich der Stadt, sodass die bei der Fahrt zum Arbeitsplatz nur die Himmelsrichtung wechseln würden: „Es hat sich bisher niemand gegen den neuen Arbeitsort ausgesprochen, im Gegenteil, alle haben bei den Planungen mitgearbeitet.“

Eine abzuarbeitende Frage ist, wie Müllheim die abwandernde Gewerbesteuer verkraften wird. Das soll, so die Planung, durch eine Ausgleichsabgabe abgefedert werden: Weil zahlt Müllheim bis zu 15 Jahre lang einen sich jährlich mindernden Betrag, so- dass der Verlust erst allmählich spürbar wird. Die Gegner sind skeptisch: Verträge könnten gebrochen werden, so, wie aus ihrer Sicht, der Fusionsvertrag. Feuerstein hingegen stellt klar, dass es sich in keiner Weise um Vertragsbruch handle. Dies würde der Verwaltungsrat niemals dulden. Ein weiterer Ausgleich sei, dass auf dem derzeitigen Parkplatz der Geschäftsstelle Müllheim, „ein städtebauliches Filetstück“, fünf Stadthäuser mit 55 Wohneinheiten errichtet werden. Die dort Wohnenden würden Geld in Müllheims Einzelhandel, die Gastronomie und letztlich in die Steuerkasse spülen. Zudem bekommt Müllheim ein neues Kundenzentrum. Feuerstein erklärte, dass durch die Konzentrationen keine Stellen gestrichen würden. 

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