Über Nacht wieder im Saft: Range Rover Sport Hybrid im chilli-Car-Check STADTGEPLAUDER | 08.09.2019 | Lars Bargmann

Land Rover im Car check

Macht es Sinn, ein 2,5 Tonnen schweres Fahrzeug mit einem Elektromotörchen auszustatten? Land Rover hat mit dem Range Rover Sport (RRS) ein erstes Plug-in-Hybrid-Fahrzeug auf die Straße gebracht. Mit Verbrenner und Elektro kommt der auf mehr als 400 PS – aus nur zwei Litern Hubraum.

Von Merzhausen in die Redaktion auf dem Güterbahnhof und zurück schluckt der Range null Liter Benzin. Bei der Fahrt an die Schweizer Grenze sind es dann etwa 11 Liter auf 100 Kilometer. Die elektrische Reichweite liegt – nach Firmenangaben – bei knapp 50 Kilometern.

Steuerlich trumpft der rund 100.000 Euro teure RRS P400e mit der 0,5-Prozent-Regelung für auch privat genutzte Dienstwagen durchaus auf: Ohne das E auf dem Kennzeichen müsste der Fahrer 12.000 Euro mehr Einkommen versteuern, mit dem E nur 6000. Und die KFZ-Steuer nimmt sich mit 40 Euro auch sehr bescheiden aus. „Absurdes Steuersparmodell“ schlagzeilte daher die FAZ. Einen starken Auftritt hat das allradgetriebene SUV auf der Straße, aber – bei fast 28 Zentimetern Bodenfreiheit – auch im Gelände. Die Werksangabe, wonach die maximale Watttiefe bei 850 Millimetern liegt, ist für Südbadener vielleicht nicht ganz so spannend.

Die Freundin des Sohnes ist jedenfalls ganz begeistert von der Aussicht, fährt den Beifahrersitz noch weiter gen Dachhimmel und lächelt dann ein bisschen von oben herab. Papa und Sohnemann interessieren sich eher für die vielen Funktionen und Fahrmodi, tippen auf den beiden Zehn-Zoll-Touchscreens rum und kontrollieren dabei auch die Eco-Daten. Klar, als Klimaschützer kommt man auch mit dem E eher nicht daher. Aber wer so ein Auto fahren will, dem bringt der 116 PS starke E-Antrieb durchaus was.

Nachts ist der elektrisch leer gesaugte RRS leicht mit dem mitgelieferten Adapter an die 220-Volt-Steckdose in der Garage zu koppeln. Morgens (acht Stunden dauert der Ladevorgang der 13-kWh-Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie, knapp drei an einer Wallbox) startet er nahezu lautlos und fährt auch lautlos durch die Stadt. Auch wenn man mal eben drauftritt, weil die Ampel gleich gelb wird. Wenn es sein muss, ist man in 6,7 Sekunden auf 100 Sachen. Wer sich die E-Leistung für später sparen will, kann das mit einem Klick erledigen. Dann arbeitet allein der facegeliftete Zwei-Liter-Turbo-Vierzylinder aus dem F-Type von Jaguar. Rein elektrisch ist bei Tempo 140 das Ende der Fahnenstange erreicht. Mit Verbrenner bei 220.

Vor dem Aggregat sitzt eine aufgefrischte Front mit LED-Scheinwerfern und den derzeit modernen, effekthaschenden Lufteinlässen im Kühlergrill. Im Inneren ist viel Platz, auch die Passagiere im Fond können die Beine übereinanderschlagen, nebenbei das Notebook laden oder durch das tischgroße Panoramafenster in den Himmel schauen. Wenn hinten keiner sitzt und die Rückbänke umgeklappt sind, sollen 1600 Liter Volumen ins Heck passen. Lautloser Lieferwagen, könnte man sagen.

Raumgreifend sind die Ambitionen der – indischen – Engländer: Jaguar-Land-Rover hat angekündigt, ab 2020 alle bestehenden Modelle auch mit einem E-Antrieb auszustatten. Mit dem I-Pace (Weltauto des Jahres 2019) gibt es bereits einen reinrassigen „Elektriker“, auch der traditionsreiche XJ soll demnächst einer werden. „Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch“, glaubt CEO Ralf Speth. Die nächste Generation „unserer emissionsfreien Fahrzeuge“ werde in Großbritannien gefertigt.

Inwiefern E-Autos als „emissionsfrei“ zu bezeichnen sind, darüber gibt es sicher mehr als nur eine Meinung.

RRS Plug-In Hybrid

> Motor: 4-Zylinder Turbobenziner + E-Motor
> Hubraum: 1997 ccm
> Getriebe: 8-Gang-Automatik
> Leistung: 297 KW, 404 PS
> Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
> Beschleunigung 0-100 km/h: 6,7 Sekunden
> CO2-Emission komb.: 69 g/km
> Basispreis: 87.350 Euro
> Preis der getesteten Version: 98.844 Euro
> Leasing ab: 683 Euro (9.800 Euro Anzahlung)
> Mehr Infos: Premium Automobile  Freiburg GmbH, kollinger-gruppe.de

Foto: © Lars Bargmann