Wie Freiburgs Plattenläden durch die Krise kommen 4Musik | 14.06.2021 | Pascal Lienhard

Sind dank des Mailorders gut aufgestellt: Tobias Höhn (links) und Danny Neumann vom Flight 13.

Plattenläden – das waren schon vor der Pandemie für manch einen prähistorische Orte. Gleichwohl haben sie ihre treuen Unterstützerinnen und Unterstützer. Mit „Der Plattenladen“ macht in wenigen Tagen ein neuer in Freiburg auf. Und die drei anderen? Sie haben Einschränkungen durch Corona und Lockdown trotzen können.

Flight 13: Mailorder fängt vieles auf

„Uns geht es gut“, berichtet Storemanager Tobias Höhn vom Flight 13 Records im Stühlinger. Dass der Laden trotz Pandemie läuft, liegt daran, dass der vorhandene Mailorder Teile des Ausfalls des Ladens ausglich. Über den Mailorder läuft seit jeher das Hauptgeschäft. Viele Musikfans wollten nicht ohne neue Musik in den Lockdown gehen. Sie haben bestellt, was der digitale Warenkorb hielt. „Trotzdem merken wir natürlich den fehlenden Umsatz aus dem Ladengeschäft“, berichtet Höhn. Schließlich seien ja auch die Mietkosten während der Schließung zu bedenken.

Mono: Staatliche Zuschüsse als Rettung

Auch der Laden Mono Tonträger an der Gartenstraße hat Corona die Stirn geboten. In der Seitenstraße der Rempartstraße werden hauptsächlich gebrauchte Platten und CDs und DVDs, aber auch Neuware verkauft. Die Situation rund um Corona war nicht immer einfach, erzählt Inhaber Gerd Bentheim. Doch dank der staatlichen Zuschüsse sei der Laden ganz gut durch die Krise gekommen. Wie Höhn blickt Bentheim optimistisch in die Zukunft: „Der Laden wird ganz ohne jeden Zweifel weiterbestehen.“

Es geht weiter: Auch der „Mono“ in der Freiburger Innenstadt hat die Krise gemeistert.

Record Store: Keine Schätze mehr aus den USA

Vinyl-Experte: Waldemar Seifert vom Record Store

Hart getroffen hat es den Record Store an der Gerberau. Dessen Angebot stützt sich hauptsächlich auf Platten aus den USA. Diese kauft Geschäftsführer Waldemar Seifert handverlesen in Kalifornien und Texas. Seit Corona sind solche Reisen nicht mehr möglich gewesen. Ein Fern-Import sei nicht in Frage gekommen, dazu wären die Kosten für vereinzelte Sendungen zu unwirtschaftlich gewesen. „Die Krise dürften wir überstanden haben“, sagt Seifert dennoch. „Allerdings nur aufgrund meiner Einlagen aus dem Fundus meiner privaten Altersversorgung.“ Während der Schließungen hielt sich der Laden zudem mit Onlineverkäufen und Abholservices über Wasser.

Ein wenig Glück gab es auch im Unglück: Beim Durcharbeiten der Lagerbestände – etwa 30.000 LPs – tauchen immer wieder Kartons aus vergangenen USA-Reisen auf. Inzwischen ist Seifert optimistisch, dass er im Oktober wieder eine große Plattenbörse in Austin besuchen könne. Zudem erscheine das Interesse an Vinyl ungebrochen. So dürfe man hoffen, die finanziellen Einbußen des Lockdowns langsam wieder aufzuholen.

Der Plattenladen: Eine Neueröffnung zum Restart

Aktuell können die Plattenläden – wenn auch nur unter Auflagen und zum Teil mit angepassten Öffnungszeiten – ihre Gäste wieder empfangen. Ein Grund zur Freude für all, die den Läden seit Jahren die Treue halten. Und die über einen ausschließlichen Musikkonsum via Streaming nur die Nase rümpfen können.

Den Optimismus zeigt auch eine Neueröffnung: In der Schifftstraße 8 hat im Fühjahr das Compact Disc Center zugemacht. Am 19. Juni eröffnet dort Der Plattenladen – mit CDs, Vinyl und viel Tatendrang.

Fotos: © Till Neumann

Totgesagte klingen länger:„Der Plattenladen“ öffnet in Freiburg – mit Vinyl und CDs