„Wir wollen aufklären“: Drogenhilfe informiert in Clubs zu Ecstasy und Co. Gesellschaft | 04.12.2021 | Till Neumann

Spritzen und Drogengläschen

Wer Rauschmittel sucht, muss dafür nicht mehr auf die Straße. Auch auf Instagram und Co. gibt es viele illegale Substanzen zu kaufen. Ein Experte der Drogenhilfe Freiburg berichtet, was die größte Gefahr für junge Menschen in Sachen Drogen ist. Mit einem Team ist er regelmäßig in Freiburger Clubs unterwegs und klärt auf.

Welche Drogen sind gefährlich? Wie komme ich sicher durch den Clubabend? Was ist in Ecstasy eigentlich drin? Solche Fragen beantwortet ein Awareness-Team der Drogenhilfe Freiburg aktuell mit dem Projekt „Drobs in Space“. Mitarbeiter Marc Funke berichtet, was ein Infostand im Hans-Bunte-Areal bringt.

Wer in Freiburg feiern geht, kann sich in Clubs über Rauschmittel informieren. Ein Team der Drogenhilfe Freiburg ist derzeit mit einem bis zu fünfköpfigen Team und Infoständen im Nachtleben unterwegs – unter anderem im Hans-Bunte-Areal. „Der Drogenkonsum rutscht immer mehr in die Anonymität, wir wollen Jugendliche früher erreichen“, erklärt Projektleiter Marc Funke.

Mit „Drobs in Space“ klärt das Team rund um Safer Use auf. Die größte Gefahr seien nicht nur K.O.-Tropfen, sondern „das Unwissen über die Risiken von legalen wie illegalisierten Substanzen und der Mischkonsum“, sagt der 49-Jährige. „Das Problem ist, dass die jungen Menschen oft nicht wissen, was drin ist.“ Viele experimentierten rum, teilweise mit massivem Überkonsum, berichtet der Diplom-Sozialarbeiter. Angesagt seien auch bei sehr jungen Menschen Cannabis, Opioide oder synthetisch hergestellte Substanzen wie Ecstasy und Amphetamine. Auch der Handel im Internet trage zu deren Verfügbarkeit bei.

Marc Funke

Berät Jugendliche: Marc Funke von der Drogenhilfe

An den Info-Ständen gibt’s Flyer, Alarmklingeln und kleine Safer-Use-Päckchen mit Oropax, Kondomen und Sniefblättchen für den sichereren Konsum. „Wenn sich Jugendliche Röhrchen teilen, können sie sich zum Beispiel mit Hepatitis-C-Viren anstecken“, sagt Funke. Wichtig ist ihm, dass das Projekt präventiv arbeitet: „Wir wollen auf Risiken hinweisen, nicht zum Konsum auffordern.“ Das Projekt möchte auch junge Leute ausbilden, in Clubs Ansprechpartner für sichereres Feiern zu werden.

Das Einstiegsalter wird jünger, berichtet Funke. Cannabis werde in Ausnahmefällen schon mit 11, 12 Jahren konsumiert. Mit 13 machten Jugendliche erste Erfahrungen mit synthetischen Drogen. „Je jünger sie sind, desto weniger Wissen ist da“, sagt Funke. Ein entscheidender Punkt sei auch, aufeinander aufzupassen. „Die größte Gefahr ist, nicht vorsichtig genug zu sein“, sagt der Experte. Feiernde müssten sich fragen: Mit wem gehe ich auf die Party? Was nehme ich zu mir? Welche Risiken gehe ich ein? Er sieht aber auch positive Tendenzen: „Es gibt eine Kultur des Aufpassens bei jungen Menschen, viele machen das schon.“

Sein Team setzt sich für das sogenannte Drugchecking ein, das in Deutschland verboten ist. Dabei können Drogen in Apotheken abgegeben werden, um sie kostenlos auf die enthaltenen Substanzen prüfen zu lassen. In Frankreich, den Niederlanden oder Spanien gibt es das bereits. „Wir befürworten das“, sagt Funke. Jedoch sollte jede Testung an ein Beratungsgespräch gekoppelt sein. Seine Erfahrung ist, dass viele Jugendliche offen für eine Beratung sind.

Die Drogenhilfe Freiburg ist in Trägerschaft des Kreisverbands Freiburg der Arbeiterwohlfahrt. Die Aktion Mensch hat „Drobs in Space“ anschubfinanziert. Wer sich einbringen möchte oder eine Drogenberatung wünscht, kann sich beim Team melden.

Mehr Infos
www.drobsinspace.de
www.drogenhilfe-freiburg.de

Fotos: © iStock.com/standret; privat; Carlsen Verlag

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