„Regeln aufbrechen“: Mannheims Nachtmanager Robert Gaa über seine Arbeit Szene | 18.03.2022 | Till Neumann

Freiburg bekommt zum Sommer einen Nachtmanager. Mannheim hat eine solche Stelle 2018 als bundesweit erste Stadt geschaffen. Wie sieht der Job aus? Worauf kommt es an? Mannheims Night Mayor Robert Gaa (31) stellt sich den Fragen von Till Neumann.

chilli: Herr Gaa, warum wollten Sie Nachtmanager werden?

Robert Gaa: Ich bin Maschinenbautechniker, habe hobbymäßig als DJ aufgelegt und veranstaltet. Ich fand, dem Nachtleben hier hat etwas gefehlt. Ich kenne viele, die deswegen weggezogen sind, zum Beispiel nach Berlin oder Leipzig. Also wollte ich etwas dagegen machen.

chilli: Sie sind DJ. Ist der Kontakt zur Szene wichtiger als der zur Politik?

R. Gaa: Auf jeden Fall. Der Kontakt zur Verwaltung ist aber auch wichtig. Wenn sie dich nicht annimmt, ist man relativ machtlos. Ein gutes Netzwerk ist wichtig. Ich sitze bei Next Mannheim (Mannheims Gründer·innen Community) und habe Gespräche mit vielen: dem Kulturamt, dem Oberbürgermeister-Dezernat, dem Amt für Sicherheit, dem Freiflächenmanagement oder der Wirtschaftsförderung.

chilli: Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen? Recherche auf dem Dancefloor?

R. Gaa: Ja, das gibt’s auch. Aber das ist meist privat. Egal, wohin man geht, man wird erkannt als Night Mayor. Da sieht man vieles durch die Arbeitsbrille. Für meinen 9-to-5-Job bin ich viel im Büro. Ich mache Moderationen runder Tische, Mediationen und Netzwerkarbeit. Am liebsten entwickle ich aber neue Konzepte und Formate.

chilli: Um was geht’s da?

R. Gaa: Zum Beispiel versuche ich, die Sperrstunde abzuschaffen oder Freiflächen zu finden. Ich will veraltete Regeln aufbrechen.

chilli: Können Sie die Sperrstunde kippen?

R. Gaa: Nein, so einfach ist das nicht. Im Koalitionsvertrag steht, dass das eine neue Aufgabe der Kommunen ist. Wir müssen nur gute Gründe finden. Aktuell sind wir dran, auch andere Bundesländer ohne Sperrstunden stehen ja noch.

chilli: Was sind Ihre größten Erfolge bisher?

R. Gaa: Letztes Jahr haben wir ein Festival unter anderem mit Rave-Kollektiven veranstaltet. Zudem konnte ich mit meinem Vorgänger eine Clubförderung über 216.000 Euro erreichen. Das Geld war fürs Stadtfest geplant, das wegen Corona ausgefallen ist. So wurde der Betrag zur Überbrückungshilfe.

chilli: Wie viel Arbeit fällt an?

R. Gaa: Ich habe eine Vollzeitstelle. Anders geht es nicht. Ich könnte jemanden gebrauchen, der weitere zehn Wochenstunden zuarbeitet. In Mannheim haben wir mit 70 Monatsstunden klein angefangen. Dass Teilzeit nicht reicht, wird man in Freiburg auch merken.

chilli: Hier heißt es, man bräuchte Superkräfte für den Job. Ist das so?

R. Gaa: Nein, aber viel Geduld. Man redet unglaublich viel mit Menschen. Und man muss sich auch eingestehen, nicht für alle Probleme gleich eine Lösung zu haben.

chilli: Noch einen Tipp für Freiburgs Nachtmanager·in?

R. Gaa: Entscheidend ist ein guter Draht zur Stadtverwaltung. Da kann man direkt mal Klinke putzen gehen.

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